DIE POST IN GLEIWITZ 1817-1945
150 Jahre Postgeschichte aus der Sammlung von Ingo von Garnier
Ausstellung vom 31. Januar bis zum 8. Mai 2016
Postkarte, Deutsche Reichspost, Gleiwitz 1899, Sammlung HAUS SCHLESIEN
Postgebäude in Gleiwitz, Foto: Albrecht Tyrell
Archivkarte, 1937, Sammlung Ingo von Garnier
Eine elektronische Postnachricht kann heute binnen Sekunden hunderte von Kilometern weit geschickt werden; ihr Eintreffen im Postfach wird meist mit dem Symbol eines geschlossenen Briefkuverts signalisiert und das sieht immer gleich aus, ob die Post aus dem Büro nebenan kommt oder vom anderen Ende der Welt. Früher vergingen Tage oder gar Wochen, zwischen dem Schreiben eines Briefes und dem Moment, in dem der Empfänger das Kuvert in den Händen hielt. Ein Kuvert, das von seinem Absender und vor allem von seinem Reiseweg erzählt hat.
Bunte Briefmarken, Stempel und Aufkleber… solch ein Briefkuvert kann schon viele Fragen beantworten darüber wer geschrieben hat, woher die Post kommt, wie sie gekommen ist, wann sie verschickt wurde. Es ist nicht die Briefmarke alleine, die erhaltenswert ist. „Mein Vater hat meinen Bruder und mich schon früh dazu animiert Briefmarken zu sammeln, aber irgendwann war mir das zu langweilig. Ich habe entdeckt, dass so ein Kuvert noch viel mehr erzählt, dass viel verloren geht, wenn man nur die Briefmarke abtrennt. Ich wollte das „große Ganze“ bewahren und so sammle ich seitdem Ganzstücke“, erzählt der passionierte Sammler Ingo von Garnier.
Mit der Ausstellung präsentiert von Garnier einen kleinen Ausschnitt seiner umfangreichen Sammlung an Postsachen im HAUS SCHLESIEN. Es sind alles Ganzstücke, die die Entwicklung der Post in Gleiwitz dokumentieren. „Mein Haupt-Sammelgebiet ist eigentlich die Zeit der Norddeutschen Post zwischen 1868 und 1871, also die Zeit vor der deutschen Reichseinigung, und zwar vor allem Bahnpostbriefe sowie Francostempel aus den Jahren 1864 bis 1880 gewesen.“
Ein Postamt gibt es seit 1817 in Gleiwitz, zuvor gab es 74 Jahre eine Postwärterei, die dem Postamt in Tarnowitz unterstellt war. Gleiwitz entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Industriestadt. In der dort errichteten Königlichen Eisengießerei wurde 1796 der erste Koksofen auf dem europäischen Festland in Betrieb genommen. Bereits im Jahre 1845 wurde Gleiwitz an das Eisenbahnnetz angeschlossen und erhielt zwei Jahre später eine Postexpedition am Bahnhof. In Gleiwitz befand sich auch der einzige Flughafen Oberschlesiens. Von dem 1916 eröffneten Flughafen verkehrten ab 1925 regelmäßige Linienflüge. Seitdem wurde von hier aus auch Luftpost befördert. Im Jahr 1945 erfolgte nach dem Einmarsch der russischen Armee die Auflösung des Postamtes in Gleiwitz.
Von Garnier hat bereits mehrfach bei philatelistischen Wettbewerbsausstellungen Preise erzielt und ist in diesem Bereich seit 1991 selbst als Preisrichter tätig. Dennoch ist für ihn die Präsentation im HAUS SCHLESIEN etwas Besonderes. „Neben Freunden der Philatelie erreiche ich hier auch viele andere Menschen, die sich für die Region Schlesien oder speziell die Stadt Gleiwitz interessieren. Ich freue mich, wenn ich auch dem „Laienpublikum“ den Reiz von Poststücken etwas näher bringen kann. Ich hoffe jedenfalls, dass es mir gelingen wird“, so Garnier. Wenn er einige seiner Schätze zeigt, kann er gleich zu jedem Stück eine kleine Geschichte erzählen. Tatsächlich erschließt sich dem unbedarften Betrachter dies nicht direkt, aber es fasziniert einen gleich. Zudem kann der langjährige Sammler einen mit seiner Begeisterung schnell anstecken, wenn er seine Lieblingsstücke erläutert. Eines davon ist zum Beispiel die Archivkarte der Stempelmaschine, die in der Kunstgießerei Gleiwitz benutzt wurde. „Vor einigen Jahren sollten bei Auflösung der Firma Frankotyp Berlin Tausende von Archivkarten vernichtet werden. Einem Freund, der zum Glück davon erfahren hatte, gelang es gerade noch rechtzeitig, einen kleinen Teil davon zu retten. So ist auch diese absolut einmalige Karte mit dem abgebildeten Eisernen Kreuz von 1813 in die richtige Sammlung gekommen“, erzählt von Garnier.
Dieses spezielle Sammlerstück schlägt auch gleich die Brücke zu der parallel gezeigten Ausstellung „Eisern gesammelt“ mit Eisenkunstguss aus der Sammlung des gebürtigen Gleiwitzers Gerhard Biadacz. Beide Ausstellungen präsentiert HAUS SCHLESIEN im Rahmen seiner Ausstellungreihe mit Sammlern schlesischen Kulturguts.