Am 10. Mai jährte sich zum 80. Mal eines der tragischsten Grubenunglücke in Schlesien. In den späten Abendstunden des 10. Mai 1941 forderte ein Kohlesäureausbruch in der Rubengrube im gläzischen Kunzendorf 186 Todesopfer. Es gab kaum eine Familie in der Umgebung, die nicht mindestens einen Angehörigen oder Freund zu betrauern hatte.
Das Steinkohlerevier bei Neurode gehört zu einer rund 60 km langen und bis zu 35 km breiten Steinkohlenlagerstätte, die von Landeshut über Waldenburg bis ins Braunauer Ländchen reicht. Mit dem Niedergang der bedeutenden Tuchmacherei in Neurode, entwickelte sich der Bergbau im Laufe des 19. Jahrhunderts zum führenden Wirtschaftszweige der Region. Doch wechselten Phasen der Hochkonjunktur immer wieder mit Krisenzeiten ab. Aufgrund der schwierigen Abbauverhältnisse war die Wirtschaftlichkeit der Kohleförderung nur bedingt gegeben und so rang der Bergbau in der Grafschaft Glatz regelmäßig um seinen Fortbestand. Zudem stieg mit wachsender Schachttiefe die Gefahr von Kohlesäureausbrüchen, die immer wieder Opfer forderten.
Die Rubengrube, in der sich das tragische Unglück ereignete, war eine der drei zu den Neuroder Kohlen-und Tonwerken gehörenden Gruben, in der neben Steinkohle auch Schieferton abgebaut wurde. Die zusätzliche Förderung des begehrten feuerfesten Schiefertons, der zur Herstellung von Schamotteziegeln und anderen hitzefesten Tonwaren benötigt wurde, sicherte den Gruben in Krisenzeiten mehrfach den Fortbestand.
Das Unglück am 10. Mai 1941 ereignete sich gerade zu dem Zeitpunkt, als die Bergmänner,die die Nachtschicht übernehmen sollten, schon unter Tage, die Kumpel von der Spätschicht jedoch noch nicht aus dem Schacht aufgefahren waren. In einem „Soldatenbrief“ der an die eingezogenen Betriebsangehörigen versandt wurde hieß es dazu: „Die Tatsache, dass z. Z. des Unglücks die gesamte Nachtschicht schon unter Tage war und die Mittagsschicht erst mit der Ausfahrt begann, bilden die Erklärung für das ungeheure Ausmaß der Katastrophe. Mit Ausnahme der beiden ersten Körbe, die die Seilfahrt von der 3. Sohle soeben beendet hatten, fielen sämtliche übrigen Arbeitskameraden dem Ausbruch zum Opfer.“ Im weiteren wird berichtet, dass nur fünf Kameraden gerettet werden konnten und ein sechster ohne Hilfe der Katastrophe entkommen konnte.
Trotz der Schwere des Unglücks wurde in der gleichgeschalteten Presse kaum darüber berichtet. So ist der Soldatenbrief die einzige Quelle, die näher über den Hergang des Unglücks berichtet: „Am Samstag 10.5.1941 erfolgte auf der Rubengrube beim planmäßigen Kohlesäureschießen um 22.45 Uhr wahrscheinlich im Querschlag II Nordfeld der 5. Sohle, ein Kohlesäureausbruch von bisher noch nie dagewesener Gewalt. […] Die dabei freigewordene Gasmengen drückten die in den südlichen Grundstrecke des Ferdinand-Flözes auf der 4. Sohle in fast 900m Entfernung vom Ausbruchsherd stehende Kohlensäure-Absperrtüren gewaltsam […] auf und machten dadurch der Kohlensäure den Weg in das gesamte Grubengelände einschließlich der Tonabteilungen frei.“ Am Tag nach der Trauerfeier auf dem nahe der Rubengrube gelegenen Sportplatz berichteten die Neuroder Nachrichten von den „187 brave[n] Bergleute[n] der Rubengrube“, die „[a]m 10. Mai […] in treuester Pflichterfüllung […] den Bergmannstod [starben]“.
Noch heute erinnern der frisch renovierte Gedenkstein sowie die Grabsteine der 186 Opfer auf dem Friedhof von Nowa Ruda (Neurode) an das tragische Unglück.