Eine schlesische Malerin aus Kattowitz in Breslau und Wiesbaden. Hommage an Gerda Stryi
Ausstellung im Eichendorffsaal von HAUS SCHLESIEN
Mit dieser Retrospektive anlässlich des 30. Todestages der Malerin Gerda Stryi gilt es, gerade auch ein neues Publikum mit einer in vielerlei Hinsicht beeindruckenden Künstlerin des 20. Jahrhunderts bekannt zu machen. Im oberschlesischen Kattowitz wird sie 1905 geboren. Mit 16 Jahren macht sie sich von dort auf den Weg in die niederschlesische Metropole Breslau. Im Gepäck hat sie eine kleine Mappe mit Probearbeiten, mit denen sie sich um die Aufnahme an der Breslauer Kunstakademie bewirbt. Ein mutiges Vorhaben – welches gelingt.
„Otto Müller aus Liebau im Riesengebirge und Oskar Moll aus Brieg waren ihre großen Lehrer. Otto Müller mag ihre starke formende Kraft, die Architektur ihrer Bilder und den Mut zur großen Linie gefördert und bestätigt haben. Oskar Molls Reichtum an zarten Farbnuancen hat sie angeregt. Aber ihre Farben sind viel kräftiger, doch in immer wieder überraschender Weise neu. Ihre Bilder zeigen eine Fähigkeit, Farbtöne hervorzubringen, die man erst dadurch in der Natur finden kann, dass uns die Künstlerin mit ihren Werken zeigt, dass diese Farben überhaupt sichtbar sind, dass man, wenn man der Natur in bestimmten Situationen und Stimmungen gegenübertritt, solche Farben wahrnimmt. Sie macht uns eine Palette des Sehens bewusst, über die wir normalerweise gar nicht verfügen. So bereichert die Kunst unsere Sinne.“ (Eberhard Günter Schulz)
Die Zwanzigerjahre in der Breslauer Kunstszene sind für die junge Gerda Stryi mit ihrem fast 20 Jahre älteren Mann Erich Leitgeb wohl die prägendste und schönste Zeit ihres Lebens. Sie unternehmen Reisen in die Kunstmetropolen im Westen Deutschlands und insbesondere in den Mittelmeerraum.
Es folgen durch den Tod Otto Müllers 1930, die Akademieschließung 1932 und das 1935 ausgesprochene Ausstellungsverbot schwere Einschnitte. Wohl keines ihrer Werke übersteht den Krieg. Ende der Vierzigerjahre kommen sie nach Wiesbaden. Kurz darauf ist es nicht nur der zu verkraftende Heimatverlust, sondern auch der plötzliche Tod ihres Mannes, der sie über sich hinauswachsen lässt. Sie vollendet einen begonnenen Auftrag ihres Mannes und ist dankbar für die Unterstützung und den Halt durch Freunde aus der Breslauer Zeit. Sie reist wieder in den Süden und findet ganz eigenständig ihren Platz in der Wiesbadener Kunstszene. Sie lebt ihre Kunst wieder und kann von ihr leben.
So entsteht bis kurz vor ihrem Tod ein zweites künstlerisches Lebenswerk, das in dieser Ausstellung mit einer Auswahl von Bildern aus ihrem künstlerischen Nachlass, der sich im Eigentum des Vereins der Freunde und Förderer der Stiftung Kulturwerk Schlesien befindet, eine neue Sichtbarkeit und Strahlkraft erlangen möge. Wir verneigen uns vor einer eigenständigen Persönlichkeit mit liebenswerter Extravaganz.
Viola Plump
1. Vorsitzende des Vereins der
Freunde und Förderer der
Stiftung Kulturwerk Schlesien
Bitte beachten Sie, dass der Saal nur eingeschränkt zugänglich ist, da dort regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Falls Sie explizit wegen der Stryi-Ausstellung anreisen, bitten wir Sie, vorher unter 02244 886 235 (während der Öffnungszeiten des Museums) zu erfragen, ob eine Besichtigung zum Wunschtermin möglich ist.