REVOLUTION, REFORM ODER RESTAURATION
Die Befreiungskriege und ihre Rolle in der deutschen Geschichtsschreibung
24. Februar bis 30. Juni 2013
Zum 200. Mal jährt sich in diesem Jahr der Beginn der Befreiungskriege. Nach der Konvention von Tauroggen und dem Bündnisschluss mit dem russischen Zaren, markieren die Kriegserklärung Preußens an Frankreich und der Aufruf „An mein Volk“ im März 1813 in Breslau den Anfang der deutschen Erhebung gegen die Fremdherrschaft Napoleons.
Anfänglich hatte der Kaiser der Franzosen für die unter ihm eingeleiteten Reformen in der Bevölkerung vielfach Anklang gefunden. Doch wuchs bald Unmut und Hass gegen die französische Hegemonialmacht. Hohe Kontributionszahlungen, wirtschaftliche Einbußen und die zunehmende Einbeziehung der Zivilbevölkerung in die Kriege führten zu wachsendem Widerstand im Volk. Aber erst der verlustreiche Rückzug Napoleons aus Moskau nahm ihm den Nimbus des Unbesiegbaren und führte schließlich zur Kriegserklärung Preußens an Frankreich. In der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 zwangen die Truppen der Koalition aus Preußen, Russland, Österreich und Schweden das französische Heer zum Rückzug aus Deutschland. Mit der Niederlage Napoleons 1815 in der Schlacht bei Waterloo war Europa endgültig befreit.
In der Geschichte der Befreiungskriege fällt Schlesien eine nicht unbedeutende Rolle zu. Anfang des Jahres 1813 zog sich Friedrich Wilhelm III. aus Sicherheitsgründen von Berlin in das neutrale Breslau zurück. Hier stiftete er das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung für verdiente Soldaten, hier erfolgte am 16. März die Kriegserklärung an Frankreich, hier erließ der König nur einen Tag später den Aufruf „An mein Volk“. Große Bedeutung kam auch der Schlesischen Armee unter der Führung des Generalfeldmarschalls Blücher zu, die im August 1813 die Schlacht an der Katzbach für sich entscheiden konnte und nach Westen vordrang, wo sie vereinigt mit den anderen Koalitionsheeren, Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig schlug. Mit der Überquerung des Rheins durch die schlesische Armee am 1. Januar 1814 bei Kaub spannt sich der Bogen von Schlesien ins Rheinland.
Die als Volkserhebung begonnenen Befreiungskriege hatten die antinapoleonischen Koalitionsmächte indes in einen konventionellen militärischen Staatenkrieg verwandelt, der seinen Abschluss in den Beschlüssen des Wiener Kongresses fand. Damit wurde die Neuordnung Europas vollzogen. Die erhoffte Freiheit des Volkes blieb aus.
Bis heute gelten die Befreiungskriege als ein für die deutsche Nationalgeschichte bedeutendes Ereignis, dessen Darstellung im Laufe der Zeit mehrfach einem Wandel unterlegen war. Je nach politisch-weltanschaulicher Position wurden unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund gerückt: der konventionelle Krieg und der Sieg der Koalitionsmächte, die Rolle des Volkes oder das Engagement der bürgerlichen Bildungsschicht.
Die Ausstellung im HAUS SCHLESIEN erläutert die Zusammenhänge, die zu den Befreiungskriegen 1813 – 1815 geführt haben, schildert die Ereignisse jener Jahre selbst und setzt sich mit der Erinnerung daran auseinander. Neben dem „Heldengedenken“ der Jubiläumsfeierlichkeiten, insbesondere denen von 1913, und der Behandlung in Kunst und Literatur geht sie auch darauf ein, dass die Befreiungskriege für die Entstehung eines deutschen Nationalbewusstseins von grundlegender Bedeutung gewesen sind.