GLANZSTÜCKE SCHLESISCHER KERAMIK
Proskauer Fayencen vom 20. Februar bis 1. Mai 2011
Fayencen sind porzellanähnliche keramische Erzeugnisse, deren Name von dem italienischen Ort Faenza in der Nähe von Florenz abgeleitet wird. Das Herstellungsverfahren verbreitete sich von Italien nach Frankreich und Holland (Delfter Fayence). Wunsch der Hersteller war es, das aufwendig importierte chinesische „weiße Gold“ nachzuahmen, was erst ab 1708 in Meißen mit dem Einsatz von Kaolin gelang. Die Zeit, in der Fayencen hergestellt wurden, war begrenzt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, da man später das „echte“ Porzellan bevorzugte oder für den Alltag eher das günstigere Steingut erwarb. So fertigte die oberschlesische Manufaktur Proskau (bei Oppeln) nur von 1763 bis 1853, produzierte in dieser Zeit jedoch außergewöhnlich qualitätsvolle Stücke, die hohen Sammlerwert besitzen. Neben Essgeschirren und Walzenkrügen entstanden auch Terrinen und Kannen, deren Henkel oder Knäufe mit plastischen floralen Elementen versehen wurden oder in Form von Obst, Gemüse und Tieren gestaltet waren.
Für die Fabrikation von Fayencen gab es in Oberschlesien geeignete Tonlagen sowie den notwendigen Holzvorrat. Friedrich der Große hat den Anstoß gegeben, dass auch hier Fayencefabriken eingerichtet wurden.
Die Herstellung der Fayence gleicht der des Porzellans. Der erste Brand erfolgt bei 1.200 °C, dadurch entsteht ein naturfarbener, poröser Scherben. Durch ein anschließendes Glasurbad oder einem Glasurüberguss wird das poröse Material bei einem weiteren Brand fest verschlossen und erhält eine meist weiße, glatte Oberfläche, auf die Farben aufgetragen werden können. Aufgemalte Dekore, z.B. florale Motive, Genreszenen oder Landschaften, bestehen aus Muffelfarben (Emailfarben), die bei einem weiteren, niedrigeren Brand mit der Glasur verschmelzen.
Diese bedeutenden keramischen Erzeugnisse aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts präsentiert HAUS SCHLESIEN vom 20. Februar bis zum 1. Mai 2011. Dabei wird die eigene Sammlung aus mehr als 40 Stücken ergänzt durch Leihgaben des Oberschlesischen Landesmuseums und privater Leihgeber. Zuvor war die Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum zusehen, Die Planung der Ausstellung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Oberschlesischen Landesmuseum, wo sie zuvor gezeigt worden ist.
Neben Proskauer Fayencen werden auch Erzeugnisse aus der nahe Proskau gelegenen Manufaktur in Glinitz gezeigt. So wird eine Einordnung der Proskauer Fayence in einen größeren kunsthistorischen Zusammenhang ermöglicht.
Im Anschluss an die beiden Stationen in Deutschland wird die Ausstellung im Schlesischen Museum in Troppau und im Museum in Rybnik zu sehen sein.
Für Kinder von 4-14 Jahren wird begleitend zu der Sonderausstellung ein Programm zum Thema „Benimm bei Tisch“ sowie Porzellanmalerei angeboten.
Alexandra Marquetant M.A.