ZWISCHEN REVOLUTION UND RUHRBESETZUNG
Die Folgen des Ersten Weltkrieges für Schlesien
11. November 2018 bis 28. April 2019
1 Geldschein aus der Inflationszeit über einhunderttausend Mark, Ansicht des Annabergs, Ratibor, 20.8.1923, Sammlung HAUS SCHLESIEN; 2 „Am Tage der Oberschlesier-Abstimmung“, Frankenstein, 21.3.1921, s/w Fotografie, Sammlung HAUS SCHLESIEN; 3 Verkehrskarte für den Grenzverkehr, nur gültig im Verkehr innerhalb der oberschlesischen Abstimmungsgebiete, Beuthen O/S, 1931, Sammlung HAUS SCHLESIEN
Am 11. November 1918 unterzeichneten die deutschen Vertreter in Compiègne den Waffenstillstandsvertrag und besiegelten damit das Ende des Ersten Weltkrieges – das Ende eines in vielfacher Hinsicht bis dahin beispiellosen Krieges, der Europa maßgeblich verändert hat – ein Ende, in dem nicht wenige Fachleute den Anfang des Zweiten Weltkrieges sehen. Für Deutschland und ganz Mitteleuropa stellten Kriegsende und Friedensvertrag eine deutliche Zäsur dar.
Es bedeutete nicht nur den Zerfall großer Imperien und die Gründung neuer Staaten in Mittel- und Osteuropa, sondern auch die Etablierung einer neuen Staatsform in Deutschland.
Als Grenzregion im Osten bekam Schlesien die Folgen des Krieges in besonderem Maße zu spüren. Teilgebiete einiger Grenzkreise im nördlichen Niederschlesien mussten an das wieder entstandene Polen und das Hultschiner Ländchen an die neugegründete Tschechoslowakei abgetreten werden. Über die Zukunft Oberschlesiens sollte eine Volksabstimmung entscheiden. In deren Vorfeld entwickelten sich massive Spannungen, die in gewaltsamen Auseinandersetzungen und Aufständen gipfelten. Zu den Grenzkonflikten kamen die hohen Reparationsforderungen der Alliierten, die 1923 in der Ruhrkrise und schließlich in der Hyperinflation gipfelten.
Die Jahre 1918 bis 1923 waren somit für Schlesien unruhige und folgenreiche Jahre, in denen die Wurzel vieler langwieriger Konflikte und politischer wie gesellschaftlicher Besonderheiten der Region zu suchen sind.
Mit Bild-Text-Tafeln und anhand von Originaldokumenten beleuchtet die Ausstellung die Ereignisse und Entwicklungen dieser Zeit in Schlesien bzw. die Auswirkungen nationaler und internationaler Geschehnisse auf Schlesien: das Wiederentstehen Polens und die Gründung der Tschechoslowakei, den Versailler Vertrag, die Gebietsabtretungen und die Reparationsforderungen der Alliierten, die schlesischen Aufstände, die Verwaltung durch die Truppen der Interalliierten Abstimmungskommission, und die Abstimmung in Oberschlesien, die Teilung und ihre Folgen. Interaktive Stationen laden dazu ein, sich mit der Thematik vertiefend zu befassen.
Die Ausarbeitung erfolgte in Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen Kooperationspartnern – dem Muzeum Powstań Śląskich w Świętochłowicach (Museum der Polnischen Aufstände in Schwientochlowitz), dem Muzeum Śląska Cieszyńskiego (Museum des Teschener Schlesien), dem Muzeum Regionalne w Sycowie (Regionalmuseum in Groß Wartenberg) und dem Muzeum Hlučínska (Museum des Hultschiner Ländchens) – um die Geschichte aus verschiedenen nationalen Perspektiven darzustellen. Dies soll den Besuchern einen differenzierten Blick ermöglichen und damit insbesondere der Situation in Oberschlesien gerecht werden.