FASZINATION RIESENGEBIRGE
13. September bis 22. November 2009
„Eine der hundert schönsten Blicke der Welt“ war für Alexander von Humboldt die Aussicht auf das Riesengebirge und mit dieser Meinung stand und steht er nicht alleine da.
Das Riesengebirge, höchster Teil der Sudeten, fasziniert die Menschen seit Jahrhunderten. Dieses vor über 300 Mio. Jahren, zur Zeit der warzinischen Orogenese entstandene Gebirge findet schon 140 n. Chr. erste Erwähnung in den Aufzeichnungen des alexandrinischen Geographen Claudius Ptolemäus. Auch auf der ersten Schlesienkarte Martin Helwigs ist das Riesengebirge markiert. Die ersten Darstellungen und Schilderungen des Gebirges sind jedoch noch weit von den realistischen Verhältnissen entfernt, weder Lage noch Höhe entsprechen den topographischen Gegebenheiten.
Gleichwohl der Ruf im Mittelalter ein bedrohlicher war, so ging auch eine große Faszination von dem teils schroffen Gebirge aus. Die nahezu mystische Ausstrahlung war der Ursprung mannigfaltiger Geschichten, Legenden und Sagen.
Im Zeitalter der Aufklärung begannen die Naturwissenschaftler sich für das Riesengebirge zu interessieren und es zu erforschen. Bald darauf entdeckten am Ende des 18. Jahrhunderts auch die Künstler das Riesengebirge als Inspirationsquelle und Motiv. Bekannte Maler wie Casper David Friedrich (1774 – 1840), Ludwig Richter (1803 – 1884) oder Adolf Dressler (1833 – 1881) begaben sich mit Skizzenbuch oder Staffelei ins Gebirge. Mit der wachsenden Zahl an Touristen, die einen der zahlreichen Kunstdrucke von August Tittel, Carl Mattis oder Ernst Wilhelm Knippel mit in die Heimat nahmen, fanden Riesengebirgsansichten Verbreitung im gesamten Deutschen Reich. Im späten 19. Jahrhundert gewann die Fotografie gegenüber den Kunstdrucken an Bedeutung, die Ansichtspostkarte löste den kolorierten Stich ab. Das Riesengebirge entwickelte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu der beliebtesten Reiseziele der Deutschen und ihrer Nachbarn.
Anlässlich des 120. Geburtstages des in Landeshut geborenen Künstlers Friedrich Iwan (1889 – 1967) zeigt Haus Schlesien vom 13. September bis 22. November 2009 die Ausstellung „Faszination Riesengebirge“.
Iwan studierte zunächst an der Königlichen Kunstschule in Breslau, später an der Kunstakademie in Berlin-Charlottenburg. Er entwickelte eine besondere Begabung für die Radiertechnik, doch genügte ihm die schwarz-weiße Darstellungsform bald nicht mehr. Da ihm die Methode des Nachkolorierens missfiel, entwickelte er eine eigene Drucktechnik, die eine farbige Radierung ermöglichte.
Schon während seiner Breslauer Studienzeit zog es Iwan gemeinsam mit seinem Lehrer Carl Ernst Morgenstern (1847 – 1928) in den Ferien immer wieder in die freie Natur. Auch später verbrachte er viel Zeit im Freien, meist auf die böhmische Seite des Riesengebirges. Er bevorzugte sonnige und milde Wintertage, da seine Liebe dem Schnee in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen galt.
Anhand der Radierungen, Zeichnungen und Gemälde Friedrich Iwans möchte die Ausstellung Besonderheiten dieser einmaligen Gebirgslandschaft nachspüren. Dabei wird neben den naturgeographischen Gegebenheiten des Riesengebirges wie der Geologie, der Flora und den klimatischen Bedingungen auch den Mythen, Sagen und Traditionen nachgegangen. Iwans Bilder werden dabei anderen Darstellungen gegenüber gestellt. Die parallele Darstellung von Natur und Kunst unterstreicht dabei in besonderer Weise die Faszination dieser Landschaft auf Ästheten wie Naturliebhaber.