KANN SPUREN VON HEIMAT ENTHALTEN
Essen und Trinken, Identität und Integration der Deutschen des östlichen Europa
16. Februar 2020 bis 26. Juli 2020
Ob böhmische Knödel, Königsberger Klopse, Karlsbader Oblaten, Liegnitzer Bomben, Süßes mit Streuseln oder Mohn aus Schlesien oder das berühmte Schlesische Himmelreich – mit solchen Speisen verbinden viele Menschen aus dem östlichen Europa, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Vertriebene und später als Aussiedler nach Deutschland kamen, ein Stück Heimat.
Mehr als 800 Jahre zurück reicht die Geschichte der Deutschen des östlichen Europas. Vom Baltikum im Norden bis nach Südosteuropa erstreckten sich ihre Siedlungsgebiete. Die Vielfalt der Landschaften, des Klimas, der Böden, der Wälder, Meere, Seen und Flüsse, aber auch die Besitzverhältnisse, hatten einen entscheidenden Einfluss auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die daraus resultierende Ernährung der Bevölkerung. Aber auch leichte oder schwere körperliche Arbeit, Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht, Reichtum oder Armut bestimmten den täglichen Speisezettel. Über die Jahrhunderte entwickelten die deutschen Bewohner in jedem Land und jeder Region eigene Rezepte für Speisen und Getränke. Vielerorts ließen und lassen sich die kulinarischen Grenzen nicht mehr eindeutig ziehen. Die gegenseitige Beeinflussung in der Küche ist in den Erzählungen, den Rezeptheften und Kochbüchern spürbar.
Wie viel von dieser kulinarischen Vielfalt, aber auch von Produkten und Firmen, hat nach Flucht und Vertreibung den Weg ins Deutschland der Nachkriegszeit gefunden? Was wird heute bei uns gekauft, gegessen, genutzt, ohne dass über Herkunft oder ursprüngliche Produktionsstätten nachgedacht wird? Wie viel hat das jeweilige kulinarische Erbe zum Erhalt der Identität der Deutschen aus dem Baltikum, aus Ostpreußen, Pommern, Russland, Schlesien, Böhmen, Mähren, der Slowakei, Ungarn, Jugoslawien oder Rumänien beigetragen? Wie konnten mitgebrachte Küchentraditionen und neu gegründete Produktionsstätten die Integration in die westdeutsche Gesellschaft erleichtern?
Die Sonderausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ vom Haus des Deutschen Ostens in München geht diesen Fragen nach. Sie befasst sich mit sich mit dem breiten Thema Essen und Trinken, Alltag, Identität und Integration. Es geht um die Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge nach 1945 sowie der Aussiedler in späteren Jahren. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Hungerjahre in der Nachkriegszeit wie auch auf die Überflussgesellschaft, auf welche die Spätaussiedler anfangs trafen. Viele heute noch bekannte Firmengründungen der Nahrungs- und Genussmittelherstellung gehen auf Deutsche aus dem östlichen Europa zurück. Damit haben diese Unternehmen wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus. Ein genauer Blick in die Regale der Supermärkte zeigt, dass heute noch viele „ostdeutsche Spuren“ in den Auslagen zu finden sind. Präsentiert werden Familienrezepte, typische Gerichte, selbst gebaute Möbel, mitgebrachte Küchengeräte und vieles mehr.
Im HAUS SCHLESIEN ist die Sonderausstellung vom 16. Februar bis 26. Juli 2020 zu sehen sein. Verschiedene Angebote rund ums Essen und Trinken und die Möglichkeit in Kursen nach Originalrezepten aus der alten Heimat zu kochen oder zu backen runden die Ausstellung ab.