Mit den Augen eines Künstlers
Reiseimpressionen des Malers Wolf Röhricht (1886-1953)- Ausstellung zum 50. Todestag des Künstlers.
15. Juni – 14. September 2003
Der Maler Wolf Röhricht (Liegnitz 1886 – München 1953) ist vor allem durch seine virtuose Aquarelltechnik, seine Industrie- und Portraitdarstellungen sowie seine Landschaftsimpressionen bekannt.
Anlässlich seines 50. Todestages erinnert das Museum für schlesische Landeskunde im HAUS SCHLESIEN mit der Sonderausstellung „Mit den Augen eines Künstlers- Reiseimpressionen“ vom 15. Juni bis 14. September 2003 an diesen individuellen Maler. Obwohl ein Großteil seines Werkes dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel, hat seine ungebändigte Schaffensfreude in seinem letzten Lebensjahrzehnt ein umfangreiches Oeuvre hinterlassen, das nun im Besitz des Museums für schlesische Landeskunde ist.
Auf Wunsch der Mutter sollte Röhricht Rechtsanwalt wie sein Vater werden. Doch neben seinem Jurastudium in München ließ er sich in Malerei ausbilden. Nach seiner Promotion schließt er eine zweijährige Kunstausbildung in Paris an. 1911 bis 1945 lebte und arbeitete Röhricht in Berlin und stellte seit 1914 regelmäßig in der Berliner Sezession aus. Seine erste Einzelausstellung hatte er bereits 1916. Nach dem Krieg zog er nach Garmisch-Partenkirchen und später nach München, wo er als Vorstandsmitglied der Münchner Sezession die Kunstszene entscheidend mitgestaltete. Als einziger deutscher Maler nahm er 1950 an der Inter-nationalen Kunstausstellung des Carnegie-Instituts in Pittsburgh/USA teil, dessen Art-Director, Homer Saint-Goudens, Röhricht unter die fünfzehn besten Maler Deutschlands rechnete.
Scharfe Beobachtungsgabe, harmonische Farbkompositionen und ein eigenwilliger Stil, der sich keiner der gängigen Richtungen unterordnet, zeichnen seine Bilder aus und machen ihn so einzigartig.
In stimmungsvollen Bildern von Landschaften und Dörfern mit den Szenen des täglichen Lebens teilt Röhricht mit dem Betrachter die vielfältigen Eindrücke seiner zahlreichen Reisen nach Frankreich, Italien, Ägypten, Tunesien und durch Deutschland von Rügen bis in die Alpen und in die Schweiz. Dazu zählen die monochromen Lithographien der Serie Paris (1912) und die handkolorierte Lithographie-Serie „Venedig“ (1920) ebenso wie die goldene Abendstimmung auf dem Nil und die Porträtstudien von Einheimischen.
Die besondere Liebe Röhrichts galt den Berglandschaften mit ihren rasch wechselnden Stimmungen. Die Eindringlichkeit dieser Aquarelle wird von der meisterhaft beherrschten Naß-in-Naß-Technik Röhrichts betont, bei der die Farben auf dem nassen Blatt ohne Pinsel ineinander verlaufen. Exotisches und Bekanntes vermengen sich im Gesamtwerk des Künstlers. Landschaften Oberitaliens, französische Dörfer, schlesische Orte, nicht zuletzt gar eine Ansicht des Siebengebirges, lassen den Besucher nicht nur an einem bewegten Künstlerleben teilhaben, sondern vermitteln auch Einblick in den Reifeprozess, von den experimentierfreudigen Anfangsjahren bis zu der ausgeprägten Persönlichkeit, die aus den Werken seiner letzten Lebensjahre spricht. Mit der vielfältigen Inspiration der Reiseeindrücke bietet sich gleichzeitig eine Retrospektive auf das Lebenswerk eines Künstlers, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den Großen gerechnet werden durfte, dessen Kunst darüber hinaus aber auch von zeitloser Aktualität ist.