SCHWARZ AUF WEIß
Zauberhafte Kunst des Scherenschnitts – Sonderausstellung im Museum für schlesische Landeskunde
18. März bis 29. Juli 2001
Die schlesische Künstlerin Maria Louise Kaempffe war eine künstlerisch vielseitige und temperamentvolle Persönlichkeit. Neben Scherenschnitten umfaßt ihr Werk auch viele Aquarelle, Kreide- und Federzeichnungen.
Den Scherenschnittnachlaß Kaempffes bewahrt das Museum Europäischer Kulturen – Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Auf eine erste Kabinettausstellung in Berlin folgt jetzt vom 18. März bis 29. Juli 2001 die breitangelegte Ausstellung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, bereichert durch private Leihgaben, im Haus Schlesien, Königswinter-Heisterbacherrott.
Klar umrissene, virtuose Originale entführen in die zauberhafte Welt des Scherenschnitts. Vor allem im 19. und zu Beginn des
20. Jahrhunderts erfreute sich diese Kunstgattung einer großen Beliebtheit. In den Zwanziger Jahren war Kaempffe als Buchillustratorin gefragt, z.B. für so bekannte Titel wie Joseph Klappers „Rübezahl und sein Reich“ oder Joseph von Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“, die beide 1925 im Breslauer Hirt-Verlag erschienen.
Die Originalscherenschnitte, die sie u.a. im Auftrag des Verlags Haessel in Leipzig für die Veröffentlichungen „Tänze“, „Weihnacht“ und „Heilandsgeschichte“ angefertigt hat, bilden in der Gegenüberstellung mit ihren gedruckten Umsetzungen in diesen bibliophilen Raritäten eine Besonderheit der Ausstellung.
Die hohe Kunst des Scherenschnitts liegt in der Spontaneität seiner Ausführung: Ohne Vorzeichnung wird die Silhouette mit der Schere aus dem schwarzen Papier heraus gearbeitet. Ein nicht vollendeter Schnitt der Künstlerin bietet eine faszinierende Momentaufnahme aus diesem Entstehungsprozeß.
Ihre Ausbildung genoß Maria Louise Kaempffe, geboren 1892 im Kreis Strehlen, an der Breslauer Kunstakademie u.a. als Schülerin des bekannten Architekten und akademischen Lehrers Hans Poelzig. Nach Studienaufenthalten in Kassel, München und Wien folgte 1924 eine dreijährige Reise nach China und Japan, wo sie auch lehrend tätig war. 1928 trat sie in ihrer schlesischen Heimat in den Schuldienst ein. Seit 1915 gab es Ausstellungen mit Werken Maria Louise Kaempffes, in den 20er Jahren sogar in China und Japan sowie 1932 in Stralsund. Ein Großteil ihrer Arbeiten ging dann in den Wirren des Zweiten Weltkrieges verloren. Der Vertreibung aus Schlesien folgte die persönliche Unsicherheit der direkten Nachkriegszeit, bis sie sich als Studienrätin in Castrop-Rauxel 1952 eine neue Existenz aufbauen konnte. 1963 starb sie an den Folgen eines Verkehrsunfalls.