VINZENZ PRIEßNITZ (1799-1851). NATURHEILKUNDE IN SCHLESIEN
Eine Ausstellung im MUSEUM FÜR SCHLESISCHE LANDESKUNDE über den Begründer der ersten Wasserheilanstalt in Gräfenberg / Österreichisch-Schlesien
15. Oktober 2000 bis 28. Januar 2001
Die Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg, hat Vinzenz Prießnitz (1799-1851) eine Ausstellung gewidmet, die nach Kirchheim/Teck, Freiwaldau und Görlitz in erweiterter Form im MUSEUM FÜR SCHLESISCHE LANDESKUNDE des HAUSES SCHLESIEN
vom 15. Oktober 2000 bis zum 28. Januar 2001 gezeigt wurde.
„An Vinzenz Prießnitz in Europa“, lautete die Anschrift eines Briefes aus Amerika, die den Angeschriebenen auch prompt erreicht haben soll. So berühmt war der schlesische „Wasserdoktor“ zu seiner Zeit. Bis heute werden die Prießnitz Wickel – kalte Umschläge, die mit einem trockenen Tuch umwickelt werden – in naturheilkundlichen Praxen und der häuslichen Krankenpflege angewandt.
In einem Rundgang lernt der Besucher einen Menschen kennen, der – kaum des Lesens und Schreibens mächtig – über eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe und Gedächtnisleistung verfügte. So beobachtete Prießnitz als Junge ein Reh, das sich seinen kranken Lauf regelmäßig an einem Bach kühlte und nach wenigen Wochen geheilt war.
Die Heilung mit kaltem Wasser wendete er später erfolgreich auch gegen andere Leiden als Therapie bei sich und seinen Patienten an.
Obwohl Prießnitz zunächst kein Geld für seine Behandlungen nimmt, wird er der Kurpfuscherei angeklagt. Eine Untersuchungskommission aus Wien reist an, um die Methoden zu begutachten und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um eine beachtenswerte Erscheinung auf dem Gebiet der Heilkunst handelt. Von der Wiener Hofkanzlei erhält er die
Erlaubnis zur Ausübung seiner Therapie. Nach dieser Anerkennung nimmt auch die Anzahl seiner Kurgäste stetig zu. Zu ihnen zählen u.a. der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Melchior von Diepenbrock und der Komponist Fréderic Chopin.
Wasser war für Prießnitz kein Heilmittel gegen Krankheit, sondern ein Mittel zur Stärkung der Lebenskraft, die zugleich auch Heilkraft ist.
„Es ist ja nicht die Kälte, die heilt, sondern die Wärme, die durch das kalte Wasser erzeugt wird.“
Prießnitz vertrat ein ganzheitliches Menschenbild.
Er sah sich neben der Krankheit auch Haltung, Augen, Gesichtsausdruck, Haut und Sprache des Patienten an. Folglich umfaßten seine Kuren neben den Schwitzpackungen auch Luft- und Sonnenbäder, Bewegung und gesunde Ernährung.
Er wollte den gesunden Teil stärken, um den kranken auszumerzen. In eindrucksvoller Weise gibt die Ausstellung jedem Interessierten Einblicke in Leben und Werk des schlesischen Naturheilkundlers.
Zur Ausstellung ist der im Bergstadtverlag W.G. Korn erschienene, von Christian Andree herausgegebene Nachdruck des Buches von Ernst von Held Ritt, Prießnitz auf Gräfenberg oder treue Darstellung seines Heilverfahrens mit kaltem Wasser, Wien 1837 (118 S., Ln, geb., ISBN 3-87057-121-7) erhältlich (€ 20).