SCHLESISCHE KIRCHEN
Ruf zum Glauben und zur Versöhnung
9. Dezember 2007 bis zum 3. Februar 2008
Die Anfänge des Christentums in Schlesien gehen auf das 10. Jahrhundert zurück. Urkundlich belegt ist die Gründung des Erzbistums Gnesen im Jahr 1000. Diesem, anlässlich einer Wallfahrt zum Grab des Hl. Adalbert durch Kaiser Otto III. gestifteten Erzbistum, wurde das neu gegründete Bistum Breslau unterstellt. In den darauf folgenden Jahrhunderten trugen vor allem die im Zuge der Ostkolonisation einwandernden deutschen Bauern und Bürger wesentlich zur Verbreitung des Christentums in Schlesien bei.
Die Reformation, deren Zentrum in der Hauptstadt Breslau lag, verlief in Schlesien aufgrund der Vielzahl von Fürstentümern nicht einheitlich. Die Verbreitung der Lehre Luthers vollzog sich jedoch nicht als von außen gesteuertes revolutionäres Geschehen, vielmehr war man bemüht, radikale Umbrüche zu vermeiden. Von den religiösen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts blieb Schlesien lange verschont, doch verschärften sich die konfessionellen Gegensätze zu Beginn des 17. Jahrhunderts zusehends. Im Zuge der Rekatholisierung durch die Habsburger verloren die schlesischen Protestanten ihre Kirchen. Erst der Westfälische Friede 1648 sicherte ihnen drei Friedenskirchen zu, die außerhalb der Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau erbaut werden durften. Die Altranstädter Konvention von 1707 sah den Bau sechs weiterer sogenannter Gnadenkirchen in Freystadt, Hirschberg, Landeshut, Militsch, Sagan und Teschen vor. Erst mit der Eroberung Schlesiens durch Preußen trat wieder Religionsfreiheit ein. Zahlreiche protestantische Kirchenbauten wurden in den folgenden Jahren errichtet. In den letzten Jahrzehnten ist man bemüht, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren erlittenen Schäden zu beheben und den geschichtsträchtigen schlesischen Kirchen zu neuem Glanz zu verhelfen.
Von dieser Kirchengeschichte sowie schlesischen „Kirchengeschichten“ erzählt die von Dr. Paul Gerhard Eberlein konzipierte und zusammengetragene Ausstellung, zu der polnische wie deutsche Fotografen das Bildmaterial lieferten. Auf 25 großformatigen Bild- und Texttafeln werden schlesische Kirchen aus mehr als fünf Jahrhunderten gezeigt: Zu sehen sind Stadtkirchen, Dorfkirchen, Bethäuser, Klosterkirchen sowie die einzigartigen Friedens- und Gnadenkirchen. Erzählt wird unter anderem von den Ursprüngen der Bethauskirchen, bescheidene Fachwerkbauten, die die Protestanten nach Wiedererlangung der Religionsfreiheit bauten, um die Katholiken nicht zu verprellen. Vertreten ist ferner die einmalige Kirche Wang. Diese um 1200 in Norwegen erbaute Stabholzkirche wurde im 19. Jahrhundert auseinander genommen, in Kisten verpackt, ins Riesengebirge transportiert und dort 1842 wieder aufgebaut. Heute zählt sie zu den meist besuchten evangelischen Kirchen in der Diözese Breslau. Auch die beiden noch erhaltenen Friedenskirchen in Jauer und Schweidnitz, die seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen, sind in der Ausstellung zu sehen, ebenso wie Stadtkirchen u. a. aus Liegnitz, Breslau oder Görlitz.
Ziel der Ausstellung ist es, den Reichtum der schlesischen Kirchenlandschaft aufzuzeigen und die Augen zu öffnen für die Kultur und Kirchengeschichte jenseits der Neiße. Die Ausstellungsmacher verknüpfen damit die Hoffnung, auch zum besseren Verstehen des Nachbarn beizutragen.
Vom 9. Dezember 2007 bis zum 3. Februar 2008 zeigt HAUS SCHLESIEN diese Ausstellung im Eichendorffsaal.
Silke Findeisen