WOLFGANG VON WEBSKY (1885-1992)
„Realität und Impression“
Gemäldeausstellung im Museum für schlesische Landeskunde vom 8.2. bis 10.5.2009 und im Stadtmuseum Breslau/Wroclaw.
Der Maler Wolfgang von Websky entstammt dem schlesischen Landadel, das elterliche Gut Schwengfeld (heute „Makowice“) im Kreis Schweidnitz liegt in nächster Nachbarschaft zu Kreisau, seine Mutter ist eine geborene Gräfin v. Moltke-Huitfeldt, der Vater kaiserlicher Berufsoffizier. Schon der Schüler Wolfgang entwickelt eigenständig eine große Liebe zur Malerei, die Eltern lassen ihn gewähren. Als der Vater vorübergehend von Berlin nach Krefeld versetzt wird, erhält Wolfgang Gelegenheit zum Besuch der Düsseldorfer Kunstakademie und er ist sogar mehrfach Gast im Atelier des Malers Herberholtz (1881-1956), der ihm – wie er später berichtet – seine erste gezielt ausgesuchte Farbpalette verordnet.
„Seitdem habe ich gemalt, zunächst mit einer rein impressionistischen Palette…“
Zurück in Schweidnitz erhält er noch vor dem Abitur die Gelegenheit zu einer ersten eigenen Kollektivausstellung in der Aula des Gymnasiums.
Der Beginn des 1. Weltkrieges 1914 verändert alles. Der Vater empfiehlt: wenn schon Soldat, dann Berufsoffizier. So kommt es, dass Wolfgang von Websky als Fähnrich 1915 – er ist jetzt 20 Jahre alt – schwer verwundet wird, es folgen lange Lazarettaufenthalte, Fronteinsätze sind nicht mehr möglich, irgendwann wird er als Berufsoffizier entlassen. Systematisch widmet er sich jetzt dem Kunststudium.
1917 besucht er die Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau und wird dort von Prof. Eduard Kaempffer (1859-1926) im Fach Portrait unterrichtet. Werke der deutschen Realisten Adolf von Menzel (1815-1905), Max Liebermann (1847-1935) und Lovis Corinth (1858-1925) sind dem jungen von Websky bekannt. Aufenthalte in München, Berlin und Italien ergänzen seine kunsthistorischen Kenntnisse. Er bleibt insgesamt neun Monate in Rom, Venedig und Sizilien. Anschließend, 1925, reist er nach Paris und lernt bei Wilhelm Uhde (1874-1947).
Später bekennt er: „Meine wichtigsten Lehrmeister aber waren die Museen, nicht die Malklassen.“
Ende der 20-er Jahre unterhält er ein Atelier in Berlin, danach in Breslau, er wächst hinein in die Familie der schlesischen Künstler. 1934 verlegt er sein Atelier in das Familiengut Schwengfeld, er hat verschiedentlich Wehrübungen absolviert („Der Rückhalt in der Reichswehr macht mich gegenüber den Nationalsozialisten unangreifbar“). Seit 1933 sind wichtige Mitglieder der Breslauer Akademie geflohen oder verjagt, für die Verbliebenen wird es immer schwieriger, frei zu arbeiten. 1934 bittet man ihn, den vakant gewordenen und jetzt sehr schwierigen Vorsitz im Schlesischen Künstlerbund in Breslau zu übernehmen. Er behält ihn bis zum Kriegsausbruch 1939 .
Während des 2. Weltkrieges ist er (wieder) Offizier, kommt kaum zum Malen.
„Ich habe gefunden, daß sich diese meine beiden Berufe, Maler und Soldat, wenig gut miteinander vertrugen. Man mußte das eine sein und das andere lassen, die jeweilige Umstellung auf die andere Haltung dem Leben gegenüber erforderte einen willensmäßigen Verzicht und Zeit“.
Nach dem Zusammenbruch der Front im Westen wird er auf eigenen Wunsch nach Schweidnitz versetzt und kann im Februar 1945 noch seine Familie in Sicherheit bringen, danach gerät er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, die erst 1950 für ihn endet. Der Künstler Wolfgang von Websky hat alles in allem etwa 16 Jahre seines Lebens mit Krieg und Kriegsgefangenschaft verbringen müssen.
Seine Gemälde beinhalten eine harmonische Kombination von impressionistischer Formauflösung, Zusammenspiel außergewöhnlicher Farben und oft nicht zu deutender Lichtquelle. Der Impressionismus hatte großen Einfluß auf von Websky und ist durchgängig in seinem Werk zu finden. Als Sujets können drei Gattungen hervorgehoben werden: Portraits, Landschaftsdarstellungen und Stilleben. Anders als die meisten Impressionisten gibt von Websky seine Motive nicht allein mit reinen Farben wieder. Seine Palette ist ergänzt durch Mischtöne, insbesondere braune, violette und rote Farbkompositionen.
Den individuellen Umgang mit der Farbe zeigt z.B. das Porträt der bekannten Tanzlehrerin Mary Wigman aus dem Jahre 1962. Sowohl im Hintergrund als auch im Kleid der Tänzerin ist ein weißer Farbton verwendet worden. Großzügige Flächen aus warmem Ockertönen bilden einen Kontrast und zurückhaltend gesetzte Rot- und Grüntöne geben Kontur und Lebendigkeit. Die erweiterte Farbpalette ist in allen Gemälden auffällig. So entpuppt sich auch im Werk von 1968 „Mädchen im schwarzen Kleid“ die titelgebende schwarze Farbe als leuchtende Farbmixtur. Auch Landschaften mit Wiesen und Wäldern sind selten in den realistischen Farbtönen wiedergegeben.
Nach der Rückkehr aus der Krieggefangenschaft 1950 beginnt eine reiche neue Schaffensperiode. Unermüdlich setzt er sich wiederum für seine schlesischen Künstlerkollegen ein und erhält vor allem hierfür bereits 1955 das Bundesverdienstkreuz. Leider ist jedoch das gesamte künstlerische Werk aus der Zeit vor dem 2. Welkrieg – bis auf wenige Ausnahmen – in den Kriegswirren untergegangen.
„Doch was ich von Kind auf hatte malen wollen, war von allen diesen Veränderungen nicht betroffen!“
„Zwischen damals und heute liegen mehr als 60 Jahre und Turbulenzen, die für mehrere Leben ausgereicht hätten: der Untergang des Deutschen Reiches, gesellschaftliche Veränderungen von unglaublicher Tragweite, technische Erfindungen wie Auto, Flugzeug, Rakete und Computer – und der Siegeszug der Fotografie, die die Malerei, die Malkunst zu vernichten droht.“
Nach dem Bruch im malerischen Schaffen durch den 2. Weltkrieg sind Werke von Wolfgang von Websky erneut regelmäßig auf Ausstellungen präsentiert. Er erhält 1969 den schlesischen Kulturpreis. Ehrenamtlich ist er für die Ostdeutsche Galerie in Regensburg, für das „Kulturwerk Schlesien“ und die „Künstlergilde“ in Eßlingen tätig und wird 1985 mit der Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Am 12. März 1992 verstirbt der Künstler in Wangen im Allgäu.
Die Ausstellung im HAUS SCHLESIEN zeigt eine umfassende Werkschau, die von der Stiftung Kulturwerk Schlesien gefördert wird. Im Sommer 2009 ist die Ausstellung im Städtischen Museum Breslau zu sehen.
Zitate von Wolfgang von Websky aus:
Einleitung von Wolfgang von Websky. In: Wolfgang von Websky. Bilder und Texte. Delp’sche Verlagsbuchhandlung, 1980.
Wolfgang von Websky: Mit dem Strom – Gegen den Strom. In: Wolfgang von Websky. Bilder und Texte. Delp’sche Verlagsbuchhandlung, 1980.