ZUKUNFT – STADT – GESCHICHTE
Städte in Schlesien gestern und heute
Sonderausstellung im Haus Schlesien vom 17. Mai bis 16. August 2009
Die Ausstellung „Zukunft – Stadt – Geschichte“, die HAUS SCHLESIEN vom 17. Mai bis zum 16. August 2009 zeigt, stellt die Entwicklung ausgewählter schlesischer Städte von deren Gründung bis in die Gegenwart hinein dar. Geschichte, Entwicklung und Physiognomie einer Stadt hängen eng miteinander zusammen. Um die aktuelle Situation einer Stadt zu verstehen ist die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit von großer Bedeutung. In ihrer Entwicklung zeigen die schlesischen Städte untereinander zahlreiche Parallelen auf, unterscheiden sich in einigen Aspekten hingegen deutlich von vielen westdeutschen Städte. In den Stadthistorien spiegelt sich die wechselvolle Geschichte Schlesiens insgesamt wider.
Der überwiegende Teil der schlesischen Städte wurde im Mittelalter nach deutschem Stadtrecht gegründet, ihre Ausgangssituation war ähnlich. Der Stadtgrundriß war weitgehend identisch. Den jeweiligen topographischen Verhältnisse angepasst, wurden die Straßen gitterförmig um einen rechteckigen Marktplatz, in Ostdeutschland als „Ring“ bezeichnet, angelegt. Bis heute ist in den Altstadtkernen schlesischer Städte diese mittelalterliche Anlage zu erkennen. Die meisten Städte haben nach einer wirtschaftlichen Blüte im 14. bis 16. Jahrhundert im darauf folgenden 17. Jahrhundert, bedingt vor allem durch die Folgen der Glaubenskriege, der Pest und anderer Katastrophen einen Niedergang erlebt, von dem sie sich mehr oder weniger schnell erholt haben. Die schlesischen Kriege und deren Folgen im 18. Jahrhundert waren ein erneuter Einschnitt für die schlesischen Städte, der allerdings die grenznahen Städte stärker traf als die im Landesinneren gelegenen. Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung veränderte die Städte erneut. Da die Vorraussetzungen, was Rohstoffvorkommen, Verkehrsanbindung und Bebauung anging, sich stark unterschieden, setzte eine immer stärker werdende Differenzierung in der Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung ein. Die oberschlesischen Städte wurden zudem durch die Versailler Verträge zusätzlich beeinträchtigt.
Letzte radikale Zäsur war die Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/1946 und Neubesiedelung mit polnischer Bevölkerung. Es folgten Jahre der Stagnation während des Kommunismus. Seit der politischen Wende 1989 und dem Beitritt Polens zur EU vollzieht sich in den Städten ein erneuter Wandel. Die Öffnung zum Westen und der Anschluß an Europa förderten nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch den kulturelle und wissenschaftlichen Austausch. Stadtbild und Stadtstruktur schlesischer Städte nähern sich zunehmend dem westeuropäischer Städte an.
Anhand von zwölf ausgewählten Städten stellt die vom Land Nordrhein-Westfalen mitfinanzierte Ausstellung die Entwicklung an Einzelbeispielen dar, wobei vor allem auf die Besonderheiten der schlesischen Städte hingewiesen wird. Neben der historischen Entwicklung ist aber vor allem auch die jüngste Vergangenheit von Bedeutung. Den historischen Part der Ausstellung, die jeweilige Stadtgeschichte bis 1945 wird dabei von HAUS SCHLESIEN übernommen. Um die jüngste Geschichte seit 1945 aufzuzeigen und ein realistisches Zukunftsbild zu entwerfen, sind hingegen die Stadtverwaltungen und Museen der einzelnen Städte mit einbezogen worden. Diese fruchtbare grenzüberschreitende Zusammenarbeit dokumentiert, wie stark in den letzten Jahren das Interesse an der deutschen Vergangenheit der schlesischen Kulturlandschaft vor Ort gewachsen ist. Die Ausstellung ist zweisprachig und darauf ausgelegt in allen beteiligten Städten sowie den jeweiligen Partnerstädten gezeigt zu werden, sofern sich dort Ausstellungsmöglichkeiten bieten.