Walter Eberhard Loch (1885-1979)
12. Februar bis 13. Mai 2012
Walter Eberhard Loch – der sich später als Künstler mit seinen Initialen WEL oder W.E.L. nennt – wurde 1885 in Breslau geboren. Nach Kindheits- und Jugendjahren in Breslau sowie Königsberg besuchte WEL ab 1901 die Schule für Kunst und Kunsthandwerk in Breslau. Es gelang ihm, mit 16 Jahren die Aufnahmeprüfung ohne fundierte Vorbereitung und beim ersten Versuch zu bestehen. Er studierte in der schlesischen Metropole bis 1912. Diese Schule wird 1911 in den Grad einer Akademie gehoben, ist Anziehungspunkt für zahlreiche Kunstinteressierte und hat einen anerkannten Ruf unter den Kunstschaffenden. Seine Lehrer waren unter anderem Eduard Kaempffer, Theodor von Gosen, Karl Hanusch und Fryderyk Pautsch. WEL unterbrach dieses Studium mehrmals um Reisen nach Paris, Spanien und München zu unternehmen.
Du süße Zeit
Du lieber See, du süße Zeit,
getragen von der Ewigkeit.
Es pulst dein Wellenschlag mir nah,
der Zeiger rückt. Bald bist du da,
du Tag, da still in mir geweiht
ruh´n See und Zeit und Ewigkeit.
Walter Eberhard Loch
Zum Berufsstart arbeitete er in Berlin als Graphiker und als Sportzeichner sowie Sportreporter für das Berliner Tageblatt und illustrierte dessen Beilage „Ulk“. Ab 1915 war er Zeichenlehrer am Liegnitzer Gymnasium und zudem Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Der Berg“. Nach einer weiteren Zeichenlehrertätigkeit in Dresden arbeitete er als freischaffender Künstler und konnte in Dresden, Berlin, Breslau, Chemnitz und Görlitz ausstellen. In Dresden traf er auf Mary Wigman und ihre berühmte Schule für modernen Tanz. Hier entstanden zahlreiche, sein Gesamtwerk bestimmende Gemälde.
Aus politischen Gründen zog er in die ruhigere Region nach Gaienhofen am Bodensee. In der Zeit von 1936-39 war er Kunstlehrer an der Internatsschule Schloss Gaienhofen und hatte Ausstellungen in Basel, Liegnitz, Heidelberg und Konstanz. Ein weiterer Umzug muss 1939 erfolgen, er zieht sich zurück nach Neufrach – Leutkirch in ein abgelegenes kleines Landhaus in dem er bis zu seinem Tod 1979 lebte.
Vielen Motiven WELs ist gemeinsam, dass die Darstellungen eine hohe Dynamik aufweisen. Dies gilt für die skizzierte Tierwelt des Breslauer Zoos, für die Tanzmotive und Sportdarstellungen der Dresdner Zeit von 1919 bis 1932 und für alle seine gewählten Techniken von Linolschnitt, Holzschnitt hin zu Zeichnungen und Ölgemälden. Deutlich wird diese Dynamik in Werken aus der Privatsammlung Reck wie „Tennisplatz mit Spielern“ von 1927 oder „Boxkampf mit Farbigen“ von 1928. Eine wechselnde Malrichtung, langgezogene und zum Teil dicke Pinselstriche und die agierenden Personen drücken Bewegung und Spannung aus. Durch den Zweiten Weltkrieg und den damit einhergehenden Mangel an Farben, Leinwänden und Ausstellungsmöglichkeiten, wendet sich WEL der Literatur und Poesie zu. Von 1949-1953 arbeitet er schließlich an Illustrationen für die Dorfchronik von Neufrach. Es entstehen zudem weitere Ölgemälde, darunter Porträts, Stillleben und Landschaftsaquarelle. Mehrfach kann er in den 60er Jahren ausstellen.
Die Ausstellung Walter Eberhard Loch (1885-1979) im HAUS SCHLESIEN ist vom 12.2. bis 13.5.2012 im großen Ausstellungsraum zu sehen. Die Gemälde werden von der Privatsammlung Reck aus Salem und der Gemeinde Salem zur Verfügung gestellt. Eine Lesung von Gedichten und Texten von Walter Eberhard Loch wird als Begleitveranstaltung angeboten.
Quellen: Walter Eberhard Loch. 1885-1979. Lebensstationen eines Künstlers in Text und Bild. Hrsg. von Anne Wachter, Bernhard Reck, Martina Weißhaupt. Salem-Neufrach, 2009.
Von Breslau zum Bodensee. Walter Eberhard Loch (1885-1979). Hrsg. vom Städtischen Museum Breslau. Breslau/Wrocław, 2010.
Alexandra Marquetant M.A.