DER WEG INS UNGEWISSE
Vertreibung aus und nach Schlesien 1945-1947
14. Juni 2015 bis 24. Januar 2016
Christoph Hanke, Flüchtlingskinder aus Schlesien, Tusche, 1954, Sammlung HAUS SCHLESIEN
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges setzte eine in dieser Größenordnung einmalige Bevölkerungsverschiebung in Mittel- und Mittelosteuropa ein, von der Polen und Deutsche in besonderem Maße betroffen waren. Millionen Menschen flohen oder wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Für sie bedeutete das Ende des Krieges noch lange nicht das Ende des Leidens, sondern war oft erst der Anfang einer qualvollen Zeit, die in dem unumstößlichen Verlust ihrer Heimat mündete. Viele Deutsche und Polen teilten das Schicksal, sich fremd und entwurzelt zu fühlen. Dennoch wurde in der kollektiven Erinnerung beider Nationen diese Gemeinsamkeit über Jahrzehnte verdrängt und verschwiegen. Die weltpolitische Lage wie auch die innenpolitische Situation hatte stets den öffentlichen Umgang mit dem Thema bestimmt und ganz unterschiedliche Formen des Gedenkens und der Deutung hervorgebracht.
„Traurige Weihnachten in der Städteler Kirche. Katholiken und Evangelische, Deutsche und Polen haben sich nachmittags um 16 Uhr in Städtel zu einem gemeinsamen Weihnachtsgottesdienst zusammengefunden. Erstmals wurde die Weihnachtsbotschaft in der Weinbergkirche in lateinischer, deutscher und polnischer Sprache verkündet.“
Siebzig Jahre nach Kriegsende ist es an der Zeit, gemeinsam an diesen Teil der deutsch-polnischen Nachkriegsgeschichte zu erinnern und Flucht, Zwangsumsiedlung und Heimatverlust aus der Perspektive beider Nationen darzustellen. Die Ausstellung von HAUS SCHLESIEN in Zusammenarbeit mit dem Muzeum Archeologiczno-Historyczne in Glogau und dem Museum in Neisse setzt hier an. Ihr Ziel ist es, durch die Darstellung des Schicksals der zwischen 1945 bis 1947 vertriebenen Schlesier und der in Schlesien angesiedelten Polen dazu anzuregen, sich näher mit der Geschichte des Nachbarn zu befassen, seine Sichtweise und Erinnerung kennenzulernen und zu versuchen, sie zu verstehen. Nur aus Verständnis heraus kann auch Versöhnung entstehen.