Im Pass als Geburtsort ein Dorf zwischen Riesengebirge und Grünberger Höhen, zwischen Lausitzer Neiße und Weichsel – also ein Schlesier? Mohnkuchen und Wellwurst, Schneekoppe und Förderturm, Trachtenhaube und Schachthut – typisch schlesisch? Oder sind das alles doch nur Klischees?
Viele Chronisten und Literaten, Volkskundler und Historiker haben sich mit dem Schlesier und seiner Wesensart befasst, haben die Region beschrieben und versucht zu erfassen. Von Pankratius Vulturinus Schlesiern „heiteren Gemüts“ und „voller Liebe zur Heimat“, über Goethes „zehnfach interessante[s] Land, […] das ein sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganzes macht“, von der viel gerühmten „Schlesischen Toleranz“ und der oft zitierten „Schlesischen Brückenlandschaft“ bis hin zur „Euroregion Schlesien“ vermitteln solche Beschreibungen und Schlagworte den Eindruck einer klar umgrenzten Region, eines einheitlichen Charakters seiner Bewohner und eines kollektiven regionalen Zugehörigkeitsgefühls. Doch sind die literarisch, politisch oder volkskundlich motivierten Darstellungen der Schlesier und ihrer Mentalität häufig pauschalisiert und lediglich Momentaufnahmen.
Wer also ist ein Schlesier und was macht ihn dazu? Wo ist Schlesien? Identifiziert sich jeder, der in Schlesien lebt oder dort geboren ist, mit der Region? Und was ist nun eigentlich wirklich typisch schlesisch oder gibt es das gar nicht?
All diesen Fragen und Gedanken geht die Ausstellung nach und macht die Besucher mit der Komplexität der „schlesischen Identität“ vertraut, verdeutlicht ihnen den Reichtum der Region und ihrer Bewohner und bietet Denkanstöße für mögliche Antworten. Die Inhalte sind in Zusammenarbeit mit sechs schlesischen Partnermuseen erarbeitet worden und erlauben, durch die so gegebene Vielfalt an Perspektiven, die Verbundenheit verschiedener Personengruppen mit der Region nachzuvollziehen. Ganz unterschiedlich beantworten Menschen je nach Wohnort, Familiengeschichte und Herkunft die Frage, inwieweit sie sich der Region Schlesien zugehörig fühlen und warum. Abhängig davon, ob sie nun z. B. in der schlesischen Lausitz beheimatet sind und historisch bedingt eine gespaltene regionale Identität haben, ob sie sich als aus Ostpolen Vertriebene erst eine regionale Identität in Schlesien aufbauen, ob sie fern der schlesischen Heimat leben oder ob sie an alte Traditionen anknüpfen können, wie Teile der oberschlesischen Bevölkerung. Außerdem gibt es in Deutschland wie in Polen die Klischees, die vor allem Außenstehende mit Schlesien in Verbindung bringen.
Mit Texten, Bildern und Objekten zeigt die Ausstellung dem Besucher auf, was alles schlesisch ist oder sein kann, wer sich als Schlesier fühlt oder fühlen könnte und welche Rolle die regionale Herkunft wie auch der Wohnort für die eigene Identität spielen. Interaktive Stationen laden zusätzlich dazu ein, sich spielerisch mit der Thematik auseinander zu setzen.