BLICKWECHSEL
Porträts des Malers Wolf Röhricht (1886-1953)
Vom 2. Dezember 2017 bis 28. Oktober 2018 zeigte das Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde im Eichendorffsaal eine Ausstellung mit 18 Porträtarbeiten des Malers Wolf Röhricht.
In einer Selbstbeschreibung von 1921 gibt Röhricht selbst die thematischen Schwerpunkte seines Schaffens an: die beeindruckenden Industrieanlagen Oberschlesiens, welche der Künstler eher wie Landschaften inszeniert sowie natürlich die zahlreichen Landschaftsbilder selbst, die er vorrangig in Aquarell erschaffen hat. Es sind diese auch seine bis heute bekanntesten Motive. Weniger bekannt, aber mitnichten weniger sehenswert, sind seine Porträts. Bereits 1919 wurde Röhricht von Walther Haas in dem Monatsheft „Deutsche Kunst und Dekoration“ als „vielseitiges Talent“ hervorgehoben: „Ein Hauptmerkmal in Röhrichts Schaffen besteht darin, dass er sich in keiner Weise spezialisiert hat. Er wagt sich an die verschiedenartigsten Probleme heran: Einmal versucht er eine so enorm schwierige Aufgabe auszuformen, wie sie ein modernes Hüttenwerkt bietet, dann malt er Porträts, wir sehen Stillleben von ihm, und er liebt nicht zuletzt Landschaften.“
Seine Porträts zeichnen sich dadurch aus, dass sie, durch die starke Betonung des Gesichts, die individuelle Ähnlichkeit vollkommen wiedergibt, verbunden mit der Fähigkeit auch die Darstellung eines Typus widerzugeben. Eine besondere Innigkeit zeichnet die Porträts seiner Tante Auguste aus, von denen zwei ausgestellt sind. Haas schreibt über diese Porträts, dass wir dieser „Dame in ihrer körperlichen Gebrechlichkeit und mit ihrer Güte des Alters […] alle schon irgendwo begegnet“ sind. Das „Bildnis des Freiherrn von Z.“, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist, zeigt einen typischen Vertreter der Aristokratie. Röhricht verleiht diesem Typus des „Mann von Welt“ durch eine Mischung aus sportlicher Trainiertheit, lässiger Haltung und innerer Müdigkeit überzeugend Ausdruck. Dem Künstler lag an der Balance zwischen liebevollen Eingehen und vornehmer Distanz. In seinen Modellen sah er ebenbürtige Partner, welche er gewissermaßen aus sich selbst heraus sprechen lässt.
Eine Dokumentation der Ausstellung finden Sie hier.