IM FLUSS DER ZEIT
Jüdisches Leben an der Oder
12. Mai 2019 bis 1. Dezember 2019
Die Landschaft an der Oder mit ihren wechselnden herrschaftlichen und nationalen Zugehörigkeiten war über Jahrhunderte hinweg ein Begegnungsraum. Hier kreuzten sich auch die deutsch-jüdische und die polnisch-jüdische Kultur. In der Neuzeit bedrohte der Nationalismus, gepaart mit dem Antisemitismus, diese kulturelle Vielfalt. Der Nationalsozialismus zerstörte sie. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weite Abschnitte der Oder zur deutsch-polnischen Grenze und die deutsche Bevölkerung aus den Regionen östlich des Flusses vertrieben. Polen fanden hier eine neue Heimat und für kurze Zeit schien es, dass in Niederschlesien und Pommern jüdisches Leben heimisch werden könnte. Mehrere Zehntausend polnisch-jüdische Holocaustüberlebende siedelten sich hier an, doch die meisten wanderten bis Ende der 1960er Jahre wieder aus. Die jahrhundertelange Anwesenheit von Juden an der Oder fiel dem Vergessen anheim, ihre Spuren wurden oft zerstört.
Die deutsch-polnische Wanderausstellung „Im Fluss der Zeit. Jüdisches Leben an der Oder“ des Deutschen Kulturforums östliches Europa (DKF) möchte zum Nachdenken und zum Gespräch zwischen den ehemaligen und heutigen Bewohnern der Region anregen und ist zugleich eine Einladung zur Neuentdeckung des deutsch-polnisch-jüdischen Kulturerbes dieser Landschaft. Damit leistet die Ausstellung auch einen Beitrag gegen die lauter werdenden antisemitischen Töne in der deutschen wie auch der polnischen Gesellschaft.
Heutigen Deutschen, sofern sie nicht Heimatvertriebene sind, ist die Geschichte und Kultur jenseits der Oder wenig bekannt. Die polnische Bevölkerung, 1945 selbst aus verschiedenen Regionen Vorkriegspolens dorthin umgesiedelt, engagiert sich zunehmend für die Bewahrung des deutschen Kulturerbes. Die zweisprachige Ausstellung, die in Kooperation mit vielen deutschen und polnischen Partnerinstitutionen ausgearbeitet wurde, soll aufzeigen, dass die jüdische Geschichte ein Teil dieses gemeinsamen Kulturerbes ist.
Ab dem 12. Mai 2019 wird die Ausstellung erstmals fern der Oder, im HAUS SCHLESIEN, gezeigt. Die Bedeutung jüdischen Lebens in Schlesien zeigt nicht nur die Geschichte der jüdischen Gemeinde Breslaus, die bis 1933 die drittgrößte Gemeinde des Deutschen Reiches war und eines der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Europa beheimatete, sondern auch ihre Gegenwart. Jüdisches Leben gibt es inzwischen wieder in Breslau, Liegnitz und Waldenburg.
Finissage
Am 1. Dezember 2019 endet die Sonderausstellung „IM FLUSS DER ZEIT. Jüdisches Leben an der Oder“ im HAUS SCHLESIEN. Zur Finissage um 15 Uhr laden wir die Besucher noch einmal in die Ausstellung ein, die an diesem Nachmittag die Bühne für die schlesisch-jüdische Dichterin Friederike Kempner (1828-1904) und das Parnass-Ensemble aus Trier sein wird. Die Gäste erwartet ein musikalisches Theaterstück mit Lyrik, Swing und Klassik. Nähere Informationen hier.