WINTERTRÄUME
Heimatimpressionen schlesischer Künstler
27. Oktober 2019 bis 15. März 2020
Max Odoy (1886 – 1976)
Herbst im Vorgebirge
Öl auf Hartfaser
1962
Georg Trautmann (1865 – 1935)
Die Schneegruben im Riesengebirge
Öl auf Leinwand
Artur Wasner (1887-1938)
Winterlandschaft
Öl auf Leinwand
Die Sommermonate über waren im Eichendorffsaal Sehnsuchtsorte schlesischer Künstler zu sehen – Ibiza und Italien, die Nordseeküste oder die Alpen mit dem Pinsel eingefangen und auf Papier oder Leinwand gebannt. Inzwischen ist der Herbst gekommen, und der Winter steht vor der Tür, für manch einen mag das vielleicht erst recht ein Grund sein, sich in den sonnigen Süden zu träumen. Doch für viele Künstler hatten auch die heimatlichen Gefilde ihren Reiz. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfreute sich die Freilichtmalerei zunehmender Beliebtheit, die auch unter den Künstlern der Breslauer Kunst- und Gewerbeschule bald ihre Anhänger fand. Gerade die schlesischen Gebirge boten ihnen zu allen Jahreszeiten eine Fülle von Motiven.
Die Farbenpracht des Herbstes einzufangen und auf Leinwand zu verewigen, ist zum Beispiel Max Odoy (1886 – 1976) auf besondere Weise gelungen. Der in Laurahütte geborene Odoy studierte ab 1911 an der Breslauer Kunst- und Gewerbeschule und arbeitete später u. a. als Zeichenlehrer. Neben Landschaftsbildern und Porträts illustrierte Odoy zahlreiche Bücher, darunter Werke von Paul Keller oder Hermann Stehr. Das in der Ausstellung gezeigte Gemälde ist eines von drei Werken des Künstlers, die erst seit kurzer Zeit die Sammlung von HAUS SCHLESIEN bereichern.
Noch eine weitaus größere Faszination als das Farbenspiel des Herbstlaubes übte das schneebedeckte Riesengebirge auf die Künstler aus. Einer, der diese Jahreszeit stets herbeisehnte, war Friedrich Iwan (1889 – 1967). Lag genug Schnee, begab Iwan sich mit Skiern, Pinsel und Farbe in die Berge. Er liebte die Darstellung des Schnees in allen seinen Facetten. In seinen Radierungen erkennt man sofort den blanken Gletscherschnee, den frisch gefallenen Pulverschnee, das abgebrochene Schneebrett… Iwan bevorzugte die reine Naturdarstellung, die Einsamkeit und Ruhe der Landschaft; nur einzelne Details weisen auf den Menschen hin, sei es Rauch aus einem Schornstein oder eine Spur im Schnee, sonst sind seine Bilder meist menschenleer.
Friedrich Iwan schloss sich Mitte der 1920er Jahre der Schreiberhauer Künstlervereinigung St.-Lukas an, zu deren Gründungsmitgliedern die in der Ausstellung ebenfalls vertretenen Riesengebirgsmaler Georg Wichmann (1876 – 1944) und Alfred Nickisch (1872 – 1948) gehörten. Wichmann studierte an der Berliner Kunstakademie, in Karlsruhe sowie an der Kunstakademie in Königsberg. Der Abschluss seiner Studien erfolgte an der Breslauer Kunstakademie, an der auch Nickisch Landschaftsmalerei studierte. Wichmann ließ sich bereits 1903 im Riesengebirge nieder, Nickisch siedelte sich 14 Jahre später in Schreiberhau an.
Nicht zuletzt inspirierte auch Wolf Röhricht (1886 – 1953) der Schnee. Sein besonderes Interesse galt dem Aquarell. Häufig malte Röhricht bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, sodass die Aquarellfarbe auf dem Papier gefror: die so entstandenen Farbkristalle wurden im Atelier vorsichtig aufgetaut. Die „Frostspuren“ stellten eine interessanten Variante seiner Maltechnik dar.
Neben stimmungsvollen Landschaftsbildern sind in der Ausstellung auch einzelne Städteansichten zu sehen. Alle in der bis 15. März 2020 im Eichendorffsaal gezeigten Ausstellung sind aus der Sammlung von HAUS SCHLESIEN. Bei Veranstaltungen im Eichendorffsaal ist die Ausstellung zeitweise nicht oder nur eingeschränkt zugänglich.