Die Heilige Familie geht online…
Virtuelle Ausstellung zum Weihnachtlichen Brauchtum von HAUS SCHLESIEN
Abgesagte Weihnachtsmärkte, stornierte Veranstaltungen und Weihnachtsfeiern mit Hygieneabstand – die COVID 19-Pandemie stellt das kulturelle und gesellschaftliche Leben vor große Herausforderungen und wird der Bevölkerung auch in der Vorweihnachtszeit viel abverlangen. Viele Gewohnheiten und Bräuche werden in Frage gestellt oder können nicht so gepflegt werden, wie wir es kennen – und keiner weiß, was noch kommen wird. Es sind aber gerade die altbekannten Traditionen und Rituale, die in unsicheren Zeiten Halt geben und damit jetzt umso mehr Bedeutung erlangen. Für das, was in der gewohnten Form nicht umgesetzt werden kann, müssen also neue Wege gefunden werden. Zu den Traditionen im HAUS SCHLESIEN zählt inzwischen auch die Ausstellung zum weihnachtlichen Brauchtum. In diesem Jahr sind die Ausstellungsräume jedoch aufgrund des Museumsumbaus geschlossen, die Durchführbarkeit von Veranstaltungen wegen der Pandemie ungewiss. Um auf die Tradition nicht ganz verzichten zu müssen, geht die Heilige Familie deshalb dieses Mal online, das heißt, Krippen und Weihnachtsbräuche werden in einer virtuellen Ausstellung auf der Homepage von HAUS SCHLESIEN zu sehen sein. Wenn der Blick auf den Bildschirm auch das Betrachten des Originals nicht ersetzen kann, bietet diese Präsentationsform andererseits den ein oder anderen Vorteil. Endlich können auch alle jene, die zu weit von HAUS SCHLESIEN entfernt leben oder es im Advent nie zu den Öffnungszeiten schaffen vorbeizuschauen, die Krippenausstellung „besuchen“. Und das lohnt sich, denn es wird einiges zu sehen geben.
Über die Jahrzehnte hat HAUS SCHLESIEN eine ansehnliche Zahl an Krippen und Krippendarstellungen zusammengetragen, deren Bezüge zum Sammelgebiet des Hauses fast so vielfältig sind wie die Materialien und Darstellungsformen der Figuren. Es sind darunter alte und wertvolle Krippen, kunsthandwerklich einzigartige und regionaltypische Darstellungen, aber auch aus primitivsten Mitteln selbstgefertigte Stücke. Es gibt Krippen mit einer Vielzahl von Figuren und Tieren mit passendem Stall und Zubehör ebenso wie einzelne gerettete Figuren. Es sind kleine und große, aus Ton, Holz oder Papier hergestellte Krippen; sie sind in Schlesien gefertigt oder von dort mitgebracht worden, sie sind traditionellen Motiven nachempfunden oder wecken Erinnerungen an die verlorene Heimat – und sie alle erzählen neben der Weihnachtsgeschichte auch Geschichten über die Menschen, die sie gefertigt, aufgestellt und besessen haben.
Das Aufstellen der Krippe zu Weihnachten war aber nur einer von zahlreichen Advents- und Weihnachtsbräuchen in Schlesien – genannt seien nur beispielhaft die Lichtzepter, die in der protestantisch geprägten Region um Probsthain verbreitete waren, oder die unterschiedlichen Pfefferkuchenspezialitäten wie Neisser Konfekt oder Liegnitzer Bomben. Auch hierzu finden sich Exponate und Dokumente in der Sammlung des Hauses und so werden diese Traditionen in der virtuellen Ausstellung ebenfalls Erwähnung finden. Allzu viel wird an dieser Stelle aber noch nicht verraten, denn ein bisschen Spannung soll bleiben. Und um die Vorfreude noch zu vergrößern, wird die Ausstellung zur „Eröffnung“ am 1. Dezember nicht in ihrer Gänze zu sehen sein, sondern stattdessen kann, einem Adventskalender gleich, jeden Tag ein „Türchen“ geöffnet werden, d.h. bis zum Heiligen Abend erweitert sich die Ausstellung täglich um ein Exponat bzw. Thema. Zu sehen sein wird die Ausstellung bis Anfang Februar.
Und im nächsten Jahr werden die Krippen in dem dann neu gestalteten Sonderausstellungsraum wieder analog präsentieren werden können – und dann hoffentlich einer unbegrenzten Zahl an Besuchern und mit entsprechendem Begleitprogramm zugänglich sein.
Silke Findeisen