METALLMORPHOSEN – Transformation. Verformung. Prozess.
Bildunterschriften
NAWA in Breslau, Foto: Zieta Studio.
NAWA von innen, Foto: Zieta Studio.
Oskar Zięta in NAWA, Foto: Laura Korzeniowska.
CRYSTAL MONOLITH, Foto: Maciej Lulko.
Kunstausstellung mit Arbeiten des Breslauer Prozessdesigners Oskar Zięta, vom 28. Juli bis 3. November 2024
Mit etwas Phantasie ähnelt das Kunstwerk auf den ersten Blick dem Fragment eines Walhais mit geöffnetem Maul. Jeder Breslau-Besucher, der seit Sommer 2017 entlang der Universitätsgebäude an der Oder-Seite spaziert ist, konnte die bemerkenswerte Skulptur auf der Dahleninsel erblicken – sie ist nicht zu übersehen. Das Werk von Oskar Zięta mit dem Namen „Nawa“ (dt. „Schiff“ – im architektonischen Sinne) entstand vor dem Hintergrund der Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas 2016. Der Künstler selbst erklärt die Skulptur wie folgend:
„Diese architektonische, öffentliche Skulptur besteht aus 35 bionischen Stahlbögen, die in ihrer Form auf die Form der Insel und vor allem auf die Konstruktion der nahegelegenen historischen Architektur der Dominsel verweisen, die im 11. Jahrhundert gegründet wurde. Die Bögen bilden zusammen eine ultraleichte, langlebige Konstruktion, deren spiegelglänzende Oberfläche die Umgebung reflektiert und den Effekt einer natürlichen, sich im Laufe des Tages und der Jahreszeiten verändernden Skulptur erzeugt.“
Zięta setzte für seine „Nawa“ die von ihm entwickelte revolutionäre Technologie zur Behandlung von Edelstahl ein – die sogenannte FIDU (Freie Innendruck Umformung). Dabei werden mehrere flache Blechteile mit einem Laser ausgeschnitten und dann miteinander verschweißt. Anschließend wird unter hohem Druck Luft eingeblasen, wodurch aus den zweidimensionalen Objekten dreidimensionale werden. Das Material reagiert mit seinen Eigenschaften frei auf die Verformungen, Zięta spricht von einem „kontrollierten Verlust der Kontrolle“. Das Ergebnis ist dabei nie vollends kalkulierbar, es bleibt also immer etwas Unbestimmtes, wodurch der Prozess ein lebendiges, organisches Element hat. Das recycelte Metall durchläuft also eine Metamorphose.
Genau das ist auch der große Vorteil von Metall: Es kann faktisch unbegrenzt recycelt werden und behält dabei doch seine Eigenschaften. Beim Prozess wird deshalb auch auf Monomaterialproduktion gesetzt, denn wenn nur ein einziger Rohstoff wie Stahl, Aluminium oder Kupfer verwendet wird, erleichtert das ein mögliches späteres Recycling der Objekte. Wenn es also seinen Dienst getan hat, könnte jedes der Objekte aus Ziętas Studio einer neuen Verwendung zugeführt werden, eine weitere Metallmorphose durchlaufen.
Ein weiterer großer Vorteil dieser aufblasbaren Stahlformen ist ihre Leichtigkeit bei gleichzeitiger Stabilität, weshalb sie in der Architektur, im Ingenieurswesen und sogar in der Raumfahrt eingesetzt werden könnten. Der 1975 in Grünberg geborene Künstler, der sich selbst lieber als „Prozessdesigner“ bezeichnet, studierte an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und betreibt heute zwei Ateliers sowie eine Produktionsfirma im heimischen Grünberg. Seine skulpturalen Werke sind u.a. im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe, im Museum für Gestaltung in Zürich und in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen.
HAUS SCHLESIEN zeigt vom 28. Juli bis 3. November 2024 ausgewählte Arbeiten des renommierten Prozessdesigners, die sowohl innen als auch auf dem Außengelände platziert werden. Die Ausstellung wird gefördert durch die Stadt Königswinter. Am 11. August um 15.00 Uhr findet die Vernissage statt, bei der auch der Künstler anwesend sein wird. Um eine Anmeldung unter 02244 886 231 oder kultur@hausschlesien.de wird gebeten.
Adam Wojtala/Florian Paprotny
Fotos Slideshow: Paul Meixner