Im Jahr 1940 ist vor dem Vereinsheim des Luftwaffen-Sportvereins Immelmann in Breslau dieses Gruppenbild der Teilnehmer eines Luftschutz-Lehrgangs entstanden. Im Rahmen dieser Schulungen wurden Techniken wie Brandbekämpfung, Gasschutz und Erste Hilfe vermittelt. Auf dieser Fotografie schauen alle noch recht zuversichtlich in die Kamera – war der Luftkrieg zu jener Zeit doch noch weit entfernt von Schlesien, das lange als „Reichsluftschutzkeller“ galt, da es außerhalb der Reichweite alliierter Fliegerangriffe lag. So mögen die erlernten Schutzmaßnahmen und -techniken den Teilnehmern in Breslau noch sehr theoretisch erschienen sein – in anderen Regionen Deutschlands war die hier dargestellte Gefahrenlage schon bitterer Ernst.
Bereits 1933 war der Reichsluftschutzbund von Hermann Göring gegründet und dem Reichsluftfahrtministerium unterstellt worden. Zu der Notwendigkeit einer solchen zentralen Einrichtung und ihrer Aufgaben hieß es im Juni 1933 in Gasschutz und Luftschutz, dem Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten „Schließlich mußten alle Schwierigkeiten unüberwindlich bleiben, solange es keine für den Luftschutz der Zivilbevölkerung allein verantwortliche Zentralstelle im Reich gab. […] Zu ihren dringlichsten und wichtigsten Arbeiten gehörte es, einen Verband ins Leben zu rufen, der in jeder Hinsicht die nötige Stärke besitzt, die vielartigen und verantwortungsvollen Aufgaben zu lösen, welche die Entwicklung des zivilen Luftschutzes, namentlich auf dem Gebiete des Selbstschutzes der Bevölkerung stellt.“
Zwei Jahre später wurde das Luftschutzgesetz verabschiedet, das u.a. auch eine Luftschutzpflicht vorsah. Paragraph 2 , Absatz 1 des Gesetzes sieht vor, dass „[a]lle Deutschen […] zu Dienst- und Sachleistungen sowie zu sonstigen Handlungen, Duldungen und Unterlassungen verpflichtet [sind], die zur Durchführung des Luftschutzes erforderlich sind“. Bis 1939 war die Mitgliederzahl dadurch auf über 13,5 Millionen Mitglieder angestiegen. Die ehrenamtlichen Luftschutzwarte, die vom Reichsluftschutzbund geschult wurden und den Luftschutz-Gemeinschaften in Häuserblocks vorstanden, übten ihre Tätigkeit also nicht alle so freiwillig aus, wie es den Anschein hatte. Der Auf- und Ausbau des Reichsluftschutzbundes war mit einer aufwendigen Propaganda verbunden und mit seinem engen Netz an Luftschutzwarten diente er nicht nur der Vorbereitung auf einen Luftkrieg und der Anleitung der Bevölkerung zum Selbstschutz sondern auch der politischen und polizeilichen Kontrolle der Bevölkerung.
Wie begrenzt der Wert selbst bester Luftschutzvorsorge im modernen Krieg war, zeigte sich sehr bald. Zahlreiche Luftschutzhelfer wurden Opfer ihres Dienstes, ungezählte Luftschutzkeller zu tödlichen Fallen der dort Schutz suchenden Bevölkerung.