Der Grünberger Oderwald ist ein großer Waldkomplex, ca. 10 km nördlich von Grünberg gelegen und an das Ufer der Oder grenzend. Er umfasst malerische Moorgebiete und Altarme. Die Geschichte dieses Raumes ist eng mit Grünberg und den Dörfern der ehemaligen Grünberger Kämmerei – Sawade (Zawada), Krampe (Krępa), Kühnau (Chynów) und Lansitz (Łężyca) – verbunden.
Erstmals erwähnt wird das Interesse der Stadt Grünberg an den Gebieten nahe der Oder am 30.09.1408, als eine Urkunde über den städtischen Erwerb des Dorfes Sawade ausgestellt wurde. Die Legende besagt, dass sogar dir Grünbergerinnen zum Kauf der Oderwälder beigetragen haben, indem sie ihren Schmuck veräußerten, um den nötigen Betrag für die Stadtkasse zu sammeln. Der Erwerb des gesamten Landes an der Oder fand jedoch erst 1429 statt. Zuvor, am 18.08.1422, konnte Grünberg einen Teil des Dorfes Lansitz kaufen, was sehr bedeutend war, denn zu Lansitz gehörte die Siedlung Watschke (Wysokie), die gleichzeitig Eigentum der Stadt Grünberg wurde. Nach der 1429 ausgestellten Urkunde war die Stadt Grünberg nun Eigentümerin von sehr wertvollen Grundstücken. In den nächsten Jahren waren die Gelder aus den Grünberger Wäldern eine Haupteinnahmequelle der Stadtkasse.
Die Nutzung der Wälder und der am Fluss gelegenen Gebiete brachte den Einwohnern von Grünberg und den umliegenden Dörfern viele Vorteile. Aus dem Holz fertigten sie Gegenstände wie Möbel, Stützen für die Weinreben u.ä.; sie nutzten die Waldfrüchte, jagten und der Fluss versorgte sie mit Fischen und Krebsen. Wohl manch eine Grünberger Hexe verbrannte auf einem Scheiterhaufen aus dem Reisig der Oderwälder.
Viel später nahm man die Vorteile des Oderwaldes zur Erholung wahr, man konnte sich nicht nur im Freien ausruhen und spielen, sondern auch die schönen Ecken im nahen Wald erkunden. Mit der Zeit wurden die Wanderungen in den Wald und an die Oder so alltäglich, dass der Magistrat 1839 beschloss, an Stelle der alten Rinderlaube, die 1811 erbaut, im Schatten der 100 Jahre alten Eichen gelegen und das bevorzugte Wanderziel der Grünberger war, den sog. „Sommersalon“ einzurichten. 1858 folgte der Um- und Ausbau des Restaurants. Das von den alten Ansichtskarten bekannte Etablissement in Krampe stammt von 1900. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Oderwald zum beliebten Ausflugsziel der Grünberger.
Die Aktivitäten der Stadtverwaltung und des Forstamtes begünstigten die Entwicklung der Infrastruktur, die den Aufenthalt an der Oder erleichtern und attraktiver gestalten sollte. Es wurden Spazierwege mit Erholungsorten entlang der zahlreichen Altarme und am Ufer der Oder angelegt, Freibäder und Naturdenkmäler eingerichtet. Den Aufenthalt am Fluss machten die Fahrten mit Ausflugsschiffen und kleinen Booten sowie Sonnen- und Wasserbäder attraktiv. Man konnte dort auch jagen, angeln, spazieren gehen oder im Restaurant einkehren. Im Oderwald fanden Schul- und Familienfeste statt. Die Grünberger Schüler und Einwohner der naheliegenden Dörfer unternahmen oft Ausflüge in den Wald.
Heute wird der Oderwald nicht mehr so häufig besucht wie vor dem Krieg. Das von der Försterei Prittag verwaltete Gelände ist immer noch bezaubernd und schön. Und trotzdem zieht es nicht mehr so viele Grünberger an, obwohl es immer noch ein Paradies für Angler, Pilzsammler, Läufer und Radfahrer ist. Wer einen Ausflug an die Oder unternimmt, soll wissen, dass der Oderwald von Natur aus eine abwechslungsreiche Waldlandschaft in der Gegend von Grünberg ist.
Dieser Blogbeitrag ist ein Gastbeitrag aus dem Museum des Lebuser Landes in Grünberg (Muzeum Ziemi Lubuskiej). Das Bildmaterial entstammt der Sammlung des Museums. Mehr zum Museum und seinen Ausstellungen unter: https://mzl.zgora.pl/
Autor: Dr. Izabela Korniluk