Crossen
Auf dem linken Ufer der Oder, nahe der Bobermündung, gründete Herzog Heinrich I. an der Stelle der alten Burg „Crosni“ Anfang des 13. Jahrhunderts die Stadt Crossen. Sie gehörte bis zum Ende des 15. Jahrhunderts zum Herzogtum Glogau und wurde 1537 dauernder Besitz Brandenburgs.
Crossen beherrschte einen wichtigen Knotenpunkt alter Handelswege. Hier kreuzten sich die Handelswege von Mitteldeutschland nach Polen und von Schlesien zur Ostsee. Eine Furt querte die Oder nahe der Bobermündung.
Der zeitweise umfangreiche Handel auf der Oder geriet zunehmend in Konkurrenz mit Frankfurt/Oder. Erst der Bau des Oder-Spree-Kanals und die Politik Friedrichs II. nach der Eroberung Schlesiens führten zur Wiederbelebung des Oderhandels. Seit 1911 existierte in Crossen eine Schiffswerft.
Die Oder teilt die Stadt in die Altstadt auf dem linken und die Neustadt auf dem rechten Oderufer, wo auch Weinbau betrieben wurde. Daneben waren Bierbrauerei und Tuchmacherei die Haupterwerbsquellen.
Der Dichter Alfred Hentschke (1890-1928), bekannt unter dem Pseudonym Klabund, wurde hier geboren.
Saabor
In älterer Zeit lag Saabor an einem Arm der mäandrierenden Oder. In dieser Niederung entstand 1677 ein Schloß. Es wechselte vielfach die Besitzer bis es 1783 an die Familie Schönaich-Carolath kam. Letzte Bewohnerin war Hermine, verwitwete Prinzessin Schönaich-Carolath. 1922 hatte sie den abgedankten und gleichfalls verwitweten Kaiser Wilhelm II geheiratet.
Das Gut Saabor erhielt 1556 Marktrecht, da der Besitzer Mathes von Tschammen den Salzhandel betrieb. Eine kaiserliche Erlaubnis ermöglichte es ihm ab 1559 zwölf Jahre lang Salz nach Schlesien einzuführen und zu verkaufen. In der Nachbarschaft entstand an der Milziger Fähre ein Salzsiedewerk. 1681 erlangte Saabor gar kurzzeitig das Stadtrecht.
Carolath
Über dem Steilufer von Carolath erheben sich heute die Reste einer imposanten Schloßanlage, als ausdrucksstarkes Beispiel wechselvoller schlesischer Geschichte. Urkundliche Erwähnungen nennen im 14. Jahrhundert ein Jagdhaus im waldreichen Gebiet der Oder zwischen Beuthen/Oder und Neusalz. Von 1560 bis 1945 war die Herrschaft durchgängig im Besitz der Familie von Schönaich. Mit der Zeit stieg diese zu Freiherren, Reichsgrafen und Fürsten auf und machte Carolath zum Mittelpunkt ihres Fürstentums.
Zwischen 1597 und 1618 entstand in zwei Bauabschnitten das Schloß Carolath.
Der Herrschaftssitz galt als eines der wichtigsten Zeugnisse der Renaissance in Schlesien. Der Schloßumbau durch den zeitgenössisch bekannten Breslauer Architekten Carl Lüdecke (1826-1894) veränderte 1866 die Anlage. Eine letzte Erweiterung erfolgte 1912 durch die von Hans Poelzig (1869-1936) entworfene Gruft.
Im 16. Jahrhundert wurde an den Hängen Wein angebaut, wovon noch einige Weinberghäuschen Zeugnis ablegen. Zu dieser Zeit angelegte Gräben und Schanzen gestaltete man später zu Gartenanlagen um, die angepflanzten Fliederbüsche lockten zur Blütezeit zahlreiche Besucher an.
Das Schloß brannte 1945/46 aus, in den siebziger Jahren wurde mit einem teilweisen Wiederaufbau begonnen.
Neusalz
Neusalz ist historisch eng mit der Salzversorgung Schlesiens verknüpft. Um das salzarme Land von polnischen Einfuhren unabhängig zu machen, ließ Kaiser Ferdinand I. 1563 ein Salzsiedewerk für das rohe Meersalz (= Boi- oder Baisalz) an diesem verkehrsgünstigen Platz anlegen. Jahrhundertelang war dafür die Oder der wichtigster Transportweg und Neusalz der nördlichste schlesische Umschlagplatz. Die Sperrung der Baisalz-Zufuhr führte 1710 zur Einstellung des Siedebetriebes. Drei Jahre später wurde eine Faktorei für Magdeburger und Hallenser Salinensalz eröffnet.
Zur Stadterhebung kam es erst 1743 durch den preußischen König Friedrich II. Dieser förderte die Ansiedlung einer Herrnhuter Brüdergemeine, zu der ein Zwirnereibetrieb gehörte, aus dem die weltweit exportierende Gruschwitz Textilwerke AG hervorging.
Zur Erschließung der Raseneisenerzvorkommen in der Umgebung entstanden die Hüttenbetriebe Krausewerk (gegründet 1827) und Paulinenhütte (gegründet 1852).
Die Schiffahrt besaß große Bedeutung im Wirtschaftsleben von Neusalz. Ein eigener Bahnanschluß kam erst 1871. Der heutige Hafen entstand 1897. Den traditionellen Fährverkehr in Richtung Posen ersetzte 1870 eine Holzbrücke, ab 1932 ein neuer Eisenbetonbau, der 1945 gesprengt wurde.
Beuthen
Zur Abgrenzung von der gleichnamigen Stadt in Oberschlesien wurde das am linken Ufer der Oder gelegene Beuthen als Kuhbeuthen bezeichnet. Seit 1175 als Kirchort belegt, erfolgte die Erhebung zur Stadt noch vor 1267. Im Mittelalter war vor allem der Durchgangsverkehr und der Warentransport hier von Bedeutung. Im Jahre 1561 gelangte die Herrschaft Beuthen an die Familie von Schoenaich. Georg von Schoenaich (gestorben 1619) erwarb sich um die Stadt große Verdienste. Er sorgte für die Kultivierung des rechten Oderufers, ließ dort Weinreben und Obst anbauen und veranlaßte den Bau der ersten Oderbrücke bei Beuthen. Ihm sind auch die ersten Oderdämme in dieser Gegend zu verdanken.
Ackerbau, Handwerk, Ende des 19. Jahrhunderts auch etwas Braunkohleabbau sowie die Oderschiffahrt bestimmten traditionell das Wirtschaftsleben.. Bis 1856 behinderte hier ein Mühlenwehr die Schiffahrt erheblich.
Der Anschluß an das Eisenbahnnetz erfolgte 1871. Die heutige Oderbrücke wurde 1907 errichtet. Bis zum Zweiten Weltkrieg war hier noch ein lokaler Brückenzoll zu entrichten.
Der Schriftsteller Jochen Klepper wurde 1903 in Beuthen/Oder geboren. In seinem unterhaltsamen Roman „Der Kahn der fröhlichen Leute“ von 1933 schildert er das Leben auf und an der Oder mit ortsansässigen Protagonisten.
Glogau
Die aus einer alten Burgsiedlung auf der Oderinsel hervorgegangene Stadt Glogau gehört zu den ältesten bezeugten Städten Schlesiens. Die Siedlung wird bereits 1010 erstmals urkundlich erwähnt. 1253 verleiht ihr Herzog Konrad II. das Magdeburger Stadtrecht.
Ab dem Dreißigjährigen Krieg war Glogau 250 Jahre lang Festungsstadt. Der Städtebau hatte sich daher militärischen Erfordernissen unterzuordnen. Erst 1903 wurde die Auflassung der Festungsanlagen genehmigt. Die Wallbefestigungen wurden in große Parkanlagen umgewandelt.
Verbesserte Verkehrsanbindungen durch den Bau der Eisenbahnstrecken nach Sagan (1844-46) und Lissa (1857/58), Anschluß an die Bahnlinie Breslau-Stettin sowie die günstige Entwicklung der Oderschiffahrt führten die Stadt zu neuer Blüte. Es entstanden Textil-, Maschinen- und Elektrotechnische Fabriken. Daneben sind zu nennen eine Zuckerfabrik und eine Schiffswerft. Der Verlag von Carl Flemming avancierte zu einem der bedeutendsten deutschen Kartenhersteller.
1945 wurde die Stadt erneut zur Festung erklärt und erlitt dabei schwere Zerstörungen, die 90% des Stadtgebietes betrafen. Seit den sechziger Jahren findet ein behutsamer Wiederaufbau statt.
Köben
Im Durchbruchtal der Oder durch den nordschlesischen Landrücken liegt Köben an einem Flußübergang mit Fährbetrieb. Funde aus vorgeschichtlicher Zeit belegen die alte Siedlung vor der ersten urkundlichen Erwähnung 1238. Im Jahre 1300 erhält das auf dem linken Steilufer über der Oder gelegene Köben Stadtrecht, das es erst nach 1945 durch den Bevölkerungsrückgang wieder verliert.
Anfang des 16. Jahrhunderts entstand südlich des Ringes eine Wasserburg, die 1583/84 zu einem Renaissanceschloß ausgebaut wurde und heute eine Ruine ist.
Immerhin gab es die Oderschiffahrt, daher auch einige Schiffseigner. Wenn diese den Winter hier verbrachten, füllte sich der kleine Hafen.
Größere wirtschaftliche Bedeutung erlangte die kleine Landstadt nie.
Im 30jährigen Krieg wirkte in der Kirche Johann Heermann (1585-1647) als protestantischer Pfarrer. Er ist nach Luther einer der bedeutenden evangelischen Kirchenlieddichter. Die Erfahrung von Krieg mit Not und Tod, Pest und Krankheit haben sein glaubensstarkes Liedgut geprägt.
Steinau
Dort wo die Oder durch den schlesischen Landrücken bricht, liegt am linken Ufer der Oder die Stadt Steinau. 1202 wird der Ort „Stinay“ erstmals schriftlich belegt. 1348 erhielt die Stadt, die bereits seit 1274 das Nutzungsrecht für die Fähre und zur Erhebung von Oderzoll besaß, das Recht eine Brücke zu bauen. Diese wurde im 30-jährigen Krieg zerstört, so daß zwei Jahrhunderte hindurch das Überqueren des Flusses wieder nur mit einer Fähre möglich war.
Die Wirtschaftsstruktur der Stadt war geprägt durch ihre Lage an der Oder. Neben der Fischerei bildeten Mühlen die Erwerbsgrundlage. Neben einer Mehl- und einer Papiermühle war vor allem das Tuchmachergewerbe bedeutsam. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Erst 1858 wurde wieder eine Brücke errichtet, auf der bis 1924 Brückenzoll erhoben wurde. Im Jahre 1873 folgte der Bau der ersten Eisenbahnbrücke. Die durchgehenden Verkehrsverbindungen und ein neuer Hafen belebten die Wirtschaft. Es entstanden eine Seifen- und eine Zuckerfabrik sowie zahlreiche andere kleinere Betriebe.
Bei der Verteidigung des Steinauer Brückenkopfes Ende April 1945 wurde die Stadt stark zerstört. Während man die Oderbrücken nach dem Krieg rasch wieder herstellte, ist der Wiederaufbau der Stadt bis heute nicht abgeschlossen.
Leubus
Das 1175 von Bolelaus I. gegründete Zisterzienserkloster erhebt sich sanft auf den Anhöhe des rechten Oderufers. Die Mönche aus der thüringischen Abtei Pforta intensivierten die Erschließung Schlesiens. Dazu gründeten sie auch Tochterklöster (Kamenz, Heinrichau, Grüssau). Aus dem Jahr 1211 ist für Leubus der Salzhandel auf der Oder urkundlich belegt. Auch gab es hier eines der zahlreichen Mühlenwehre.
Die Hussitenkriege und der 30jährige Krieg zerstörten die Klosteranlage. Als herausragende Persönlichkeit ist Abt Arnold Freiberger für heutigen Neubau zu nennen. Bis zur Inbesitznahme Schlesiens durch Preußens König Friedrich II. zog sich der prächtige Ausbau hin. Künstler wie die Maler Felix Anton Scheffler und Michael Willmann (der in der Klosterkirche nebenan begraben liegt) waren hier tätig. Die 647jährige Klosterzeit endete 1810 mit der Säkularisation.
Das nur etwas flußabwärts gelegene Städtel Leubus geht auf eine Kastellanei mit Handeslplatz zurück. Die Siedlung mit der Oderfurt am Weg von Liegnitz nach Wohlau ist älter als das Kloster. Das Stadtrecht von 1249 ging 1844 verloren. Seit 1929 ist die ganze Siedlung zu einer Gemeinde zusammengefaßt.
Maltsch
Der Industrieort Maltsch liegt am großen Oderknie, wo der Fluß seine Richtung nach Norden ändert und den südlichen Landrücken in das Glogau-Baruther-Urstromtal durchbricht.
Bedeutend wurde der Ort Ende des 17. Jahrhundert, als hier zahlreiche Kaufleute ihre Waren abluden, um das Stapelrecht von Breslau oder Frankfurt zu umgehen.
Seit 1780 wurde über die Kohlenstraße von Waldenburg Steinkohle transportiert und von Maltsch aus auf Oderschiffen ins Magdeburgische sowie in die brandenburgischen Metropolen Berlin und Potsdam herbeigebracht. Durch Anschluß an die Eisenbahn 1844 kam auch oberschlesische Kohle hinzu. Eine weitere Strecke von Striegau 1895 brachte auch Granit zur Verladung. 1896 wurde der hochwasserfeste Hafen fertiggestellt. Für die neue Zuckerfabrik wurden dann auch Zuckerrüben umgeschlagen. Das Umschlagvolumen von 210.000t (1937) bestand zu 50% aus Kohle, zu 28% aus Granit.
Dyhernfurth
Der 1305 erstmals erwähnte Ort „Brzeg“ lag an einer Oderfurt unterhalb von Breslau. Im Jahre 1660 erwarb der hohe schlesische Verwaltungsbeamte Georg Abraham Freiherr von Dyhrn die Grundherrschaft. Drei Jahre später ließ er den Ort mit seinem Namenszusatz von Kaiser Leopold I. zur Stadt erheben.
Das zwischen 1780 und 1785 vermutlich vom Baumeister Carl Gotthard Langhans (1781-1869) erbaute Schloß wurde im 19. Jahrhundert im Stil eines Loireschlosses umgebaut.
Es gibt Belege, daß seit dem 15. Jahrhundert bei Dyhernfurth eine Fähre betrieben wurde. Doch ein Wehr behinderte hier die Schiffahrt bis 1839.
Die Lage der Stadt an der Eisenbahnstrecke Grünberg – Glogau – Wohlau – Breslau begünstigte zu Beginn des Zweiten Weltkrieges den Aufbau der Rüstungsindustrie. Es entstand ein großes Chemiewerk, das den Krieg unzerstört überstanden hat. Die heutigen Rokita-Werken gehören zur polnischen Großchemie.
Das 1945 weitgehend zerstörte Schloß wurde nach dem Krieg vereinfacht wieder aufgebaut. Im kürzlich renovierten Alten Schloß amtiert die Stadtverwaltung.
Seit 1958 ist die seit langem geplante und vorläufig letzte Staustufe der Oder unterhalb Breslaus in Betrieb.
Breslau
Die Bedeutung Breslaus als Hauptstadt Schlesiens ist vor allem der äußerst verkehrsgünstigen Lage zu verdanken. Breslau verfügte neben Frankfurt/Oder über den einzigen Oderübergang von gesamteuropäischer Bedeutung. Der Fluß verzweigt sich hier, so daß es zu Inselbildungen kam. Nachdem die Mongolen 1241 die Stadt wohl weitgehend zerstört hatten, kam der Wiederaufbau als Kaufmanns- und Handelsstadt begünstigt durch das magdeburgische Stadtrecht ab 1261 schnell voran. Die Hohe Straße, die wichtigste Handelsverbindung Mitteleuropas, die von Leipzig nach Krakau und Kiew führte, kreuzte hier die zur Ostsee abzweigende Fernstraße. Im 16. Jahrhundert war die Leinenweberei der wichtigste Handwerkszweig in Breslau. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben Industrialisierung und Bevölkerungszunahme mit enormer Geschwindigkeit zugenommen. Bis ins 19. Jahrhundert spielte Breslau für den Oderhandel eine bedeutende Rolle, der sich vorwiegend in Richtung Stettin bewegte. Die Gründung der Oderstrombauverwaltung (1874), die Oder-Regulierung oberhalb Breslau und der Bau eines Umgehungskanals bewirkten um 1900 in jeder Hinsicht einen großen Aufschwung der Oderschiffahrt. Zu dieser Zeit war die Werft von Cäsar Wollheim eine der größten Binnenwerften im Deutschen Reich.
Breslau galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als eines der bedeutendsten deutschen Industrie- und Handelszentren. Heute schickt sich die Stadt an, einen führenden Platz der bedeutendsten polnischen Städte einzunehmen.
Ohlau
Ohlaus Lage in der fruchtbaren Ebene zwischen Breslau und Brieg wird von dem namengebenden Fluß Ohle bestimmt. Eine 350m breite Erhöhung zwischen Ohle und Oder bot zwar Schutz vor Überfällen, bringt jedoch auch große Gefahr durch Hochwasser.
An dem bedeutenden Gewässerübergang verkehrte schon früh eine Fähre, seit 1671 gab es eine Oderbrücke. Die Stadt war im ersten schlesischen Krieg ein wichtiger Stützpunkt für preußische Truppen
Von Mitte des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts war in Ohlau die Tabakverarbeitung maßgeblich. Auf Bahn und Schiffen wurden danach die Agrarerzeugnisse aus dem fruchtbaren Umland, insbesondere Zuckerrüben umgeschlagen. Einige Industrien in der näheren Umgebung, so eine Zinkhütte, chemische Industrien und Zementwerke brachten weiteres Transportaufkommen.
Brieg
Schon der Ortsname der überschwemmungssicheren Siedlung am linken Oderufer deutet auf die Verbindung zum Fluß hin. Neben dem Fischerdorf entstand eine im 11. Jahrhundert erstmals erwähnte Holzburg an dem Oderübergang. Zwischen 1246 und 1250 erfolgte die formelle Stadtgründung.
Als piastische Residenzstadt nahm Brieg raschen Aufschwung. Das prachtvolle, mehrfach veränderte Renaissanceschloß gibt beredeten Ausdruck einstigen Reichtums. Anstelle der alten Burg entstand diese fürstliche Residenz 1544 bis 1574.
Ein Jahrhundert später starben die Herzöge von Liegnitz-Brieg aus. Der Beschuß durch preußische Truppen 1741, der Ausbau Briegs zur Festung durch Friedrich den Großen und die Nutzung der Anlage als Kaserne entstellten das Schloß. Erst nach weiteren Zerstörungen 1945 entstand es mit Arkadenhof im alten Stil.
Neuer wirtschaftlicher Aufschwung setzte im 19. Jahrhundert mit dem Eisenbahnbau, der Schiffbarmachung der Oder und zusätzlicher Industrie ein. Von Brauerei, Mühlen, Schokoladen- und Zuckerfabrik ist nicht viel geblieben.
Oppeln
Oberhalb der Malapanemündung am rechten Oderufer liegt die Stadt Oppeln. Eine Insel in der Oder erleichterte deren Überquerung und so entstand früh ein Verkehrsknotenpunkt. Die von Breslau nach Beuthen/OS führende Handelsstraße traf hier die nördlich von der Ostsee kommende. Schon im 10. Jahrhundert gab es die Gauhauptburg der Opolanen, 1217 erfolgte die Stadtgründung nach deutschem Recht.
Lokale Handwerksprodukte, auch Textilien, wurden lange Zeit produziert und vertrieben. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert brachte Anschluß an die oberschlesische Eisenbahn 1843 und den Oderausbau. Zugleich erhöhten die Kalk- und Zementwerke das Transportaufkommen. 1902/03 entstand ein moderner Hafen. Nach dem 1. Weltkrieg geriet deren Betreiber, die Oppelner Lagerhausgesellschaft, vorübergehend in tschechischen Besitz.
Cosel
Strategisch günstig befindet sich Cosel unterhalb der Mündung der Klodnitz am linken Oderufer umgeben von Sumpfgelände. Bereits 1104 wird eine Grenzburg zwischen Polen und Mähren erwähnt, 1306 folgte dort die Stadtgründung. Beim wichtigen Oderübergang wechselte die Straße von Breslau nach Ratibor auf das rechte Oderufer. Im 16. Jahrhundert wurde darum eine Brücke über die Oder errichtet.
Nach dem 1. Schlesischen Krieg erfolgte durch Friedrich den Großen der Ausbau zur Festungsstadt. Bekannt wurde die Belagerung durch bayerische Truppen auf Napoleons Weisung 1806/1807. Die Aufhebung des Festungsstatuts 1873 begünstigte den wirtschaftlichen Wandel.
Der bereits von Friedrich dem Großen geplante, 1792-1822 gebaute Klodnitzkanal bot bald keine Vorteile gegenüber der Bahn mehr. 1888 setzte der Bau des Coseler Hafens ein. Das erste Becken war 1895 fertig, das dritte 1908. Nach Abschluß des Oderausbaus begann in Cosel die Großschiffahrt. Damit wurde Cosel 1897 anstelle von Breslau wichtigster Kohleversandhafen Richtung Berlin. Die von Stettin oderaufwärts zugeführten schwedischen Erze gelangten hier auf die Bahn. Der Umschlag von Erzen und Kohle stieg von 0,8 Mio. t (1898) auf 3,4 Mio. t (1912).
Ratibor
Ratibor entstand auf beiden Oderufern um den Flußübergang, gesichert ab 1108 durch eine Wallburg. Die Handelsstraße von der Mährischen Pforte Richtung Krakau machte die offiziell 1235 gegründete Stadt im gesamten Mittelalter zu einem bedeutenden Handelsplatz. Es besaß eine Salzniederlage und war führend im Getreidehandel. Unter den Handwerkern dominierten Gerber und Tuchmacher. Vom starken wirtschaftlichen Einbruch des 30-jährigen Krieg erholte sich Ratibor erst wieder 1846 durch die Eisenbahnlinie Berlin-Wien. Nun siedelten sich zahlreiche Industriebetriebe zur Verarbeitung von Eisen, Stahl, Tabak, Holz und Zuckerrüben an. Die fruchtbaren Auen rund um Ratibor lieferten Gemüse, das in den oberschlesischen Industrierevieren guten Absatz fand. Die Gebietsabtretungen nach dem Ersten Weltkrieg trafen die Stadt daher schwer.
Das Hochwasser der Oder bedrohte immer wieder die Stadt Ratibor. Auch die Umleitung des Flusses vor dem Zweiten Weltkrieg hat die Lage nicht grundlegend verbessert, wie sich 1997 zuletzt zeigte.
Unweit Ratibor wurde Joseph Freiherr von Eichendorff auf Schloß Lubowitz geboren.