Diese Worte notierte der schlesische Theaterkritiker Alfred Kerr 1933 nach der Flucht aus Deutschland in sein Tagebuch. Das Schicksal haben hunderttausende Juden, die ihre Heimat während der Zeit des Nationalsozialismus verlassen mussten, mit ihm geteilt. Unter ihnen waren auch Alfred Sachs und seine Ehefrau Elly, die im Laufe des Jahres 1939 die nötigen Papiere zusammentrugen und schließlich kurz vor Weihnachten im Konsulat der Republik Argentinien das Einreisevisum erhielten.
Alfred Sachs, geboren 1884, entstammte einer angesehenen Hirschberger Kaufmannsfamilie jüdischen Glaubens, die laut Eintragung in der Hirschberger Chronik seit 1754 dort ansässig war. Im Jahr 1913 heiratete er die Kaufmannstochter Elly Glücksmann aus Breslau. Kurz zuvor waren er und sein Bruder als Gesellschafter der Hirschberger Mechanischen Leinen-Weberei in das Handelsregister eingetragen worden.
Der Fabrikbesitzer Alfred Sachs, dem noch im Dezember 1934 im „Namen des Führers und Reichskanzlers“ das Ehrenkreuz der Frontkämpfer verliehen worden war, profitierte davon, dass jüdische Frontkämpfer aus dem Ersten Weltkrieg zunächst noch von den Repressalien und Berufsverboten durch die Nationalsozialisten ausgenommen waren. Doch langfristig schützten ihn auch seine Verdienste während des Krieges nicht vor der vollständigen Entrechtung aufgrund seines jüdischen Glaubens. Die Ereignisse im November 1938 mögen ihn und seine Gattin endgültig zur Emigration bewogen haben.
Doch die große Zahl der Auswanderungswilligen und die vielfach angespannte wirtschaftliche und politische Lage in den Zielländern führte in vielen Staaten zu restriktiven Einreisebestimmungen. Zudem waren ab September 1939 durch den atlantischen Seekrieg die Seewege nach Nord- und Südamerika stark beeinträchtigt. Um überhaupt eine Genehmigung zu erhalten und nach Übersee emigrieren zu können, war die Vorlage zahlreicher Papiere notwendig. Hierzu zählten unter anderen ein polizeiliches Führungszeugnis, ein ärztliches Attest und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, die nachwies, dass keinerlei Steuern mehr zu entrichten waren.
Dass Alfred und Elly Sachs vom argentinischen Konsulat in Wien 1939 die nötigen Stempel auf ihre Papiere erhielten, ist insofern bemerkenswert, als bereits 1938 die Einreise von Juden durch die Geheimdirektive „Circular 11“ weitgehend gestoppt wurde. In dieser wurde die Diplomaten angewiesen „allen Personen ein Visum […] zu verweigern […], [die] als unerwünschte Personen angesehen werden, oder des Landes verwiesen wurden“.
Ob es der Bestechlichkeit eines argentinischen Konsuls oder einem andern Zufall zu verdanken ist, ist nicht mehr zu klären, jedoch gelang den beiden noch rechtzeitig die Emigration, bevor die Nationalsozialisten 1941 ein Ausreiseverbot erließen. Alfred Sachs ist 1964 in Buenos Aires verstorben, seine Frau Elly 1975 in Berlin.