Prinzessin Marianne der Niederlande – Bauherrin in Kamenz
„unstät ist mein leben gewesen“ aus einem der Briefe der Prinzessin Marianne
„Gott mir immer noch Mittel und Wege verleihet, meinen Mitmenschen von Dienst zu sein und ich daran Freude finde“ aus einem Brief Mariannes an Auguste Fellner 1879
Am 9. Mai 1810 wurde Prinzessin Marianne in Berlin als Tochter von Friederike Louise Wilhelmine von Preußen und Wilhelm Friedrich VI. von Nassau-Oranien (1772-1843), dem späteren König Wilhelm I. der Niederlande geboren. Nach der Auflösung ihrer Verlobung mit Prinz Gustav Wasa von Schweden, dem Sohn des 1809 entthronten schwedischen Königs Gustav IV., verheiratete man sie 1830 mit ihrem Cousin Prinz Albrecht von Preußen. 1837 erbte Marianne von ihrer Mutter die Herrschaft Kamenz, die sie durch Ankauf der nahe gelegenen Besitzungen Seitenberg, Schreckendorf und Schnallenstein in der Grafschaft Glatz noch erweiterte. Auf all ihren Gütern setzte sie sich nicht nur für Arme, Witwen und Kinder ein, sondern förderte auch die wirtschaftliche Entwicklung durch Holzgewinnung, Straßenbau, Glasindustrie sowie Eisen- und Marmorabbau. Zudem beschäftigte sie viele Arbeiter und Handwerker beim Bau ihres Kamenzer Schlosses, für das sie als Architekten Karl Friedrich Schinkel engagieren konnte. Zwischen 1831 und 1842 hatte Marianne fünf Kinder zur Welt gebracht. Angesichts der Liaison Albrechts mit Rosalie von Rauch reichte sie die Scheidung ein, der jedoch weder der preußische noch der niederländische Hof zustimmten. Es folgten Jahre eines ruhelosen Reiselebens, in denen die Prinzessin aber auch ihre Kunstsammlungen erweiterte. Sie lebte am Comer See, in Rom und in den Niederlanden. Ihre Schwangerschaft mit einem unehelichen Kind aus der Beziehung zu ihrem Lebensgefährten, dem Bibliothekar und Sekretär Johannes van Rossum (1809-1873), führte schließlich 1849 zur Scheidung und zur Verbannung Mariannes vom preußischen Hof. Da es ihr danach untersagt war, sich länger als 24 Stunden in Preußen aufzuhalten, erwarb sie in Böhmen die Herrschaft Weißwasser. Von dort aus konnte sie innerhalb kurzer Zeit auf ihren Besitz in Kamenz gelangen und auch ihre Kinder sehen, mit denen sie sonst nur in Italien oder den Niederlanden zusammen traf. 1855 ließ sie sich mit van Rossum und dem gemeinsamen Sohn Johannes Willem auf Schloss Reinhartshausen bei Eltville im Herzogtum Nassau nieder. Ein tiefer Schicksalsschlag war der frühe Tod des Kindes, der „Blume ihres Lebens“, im Jahr 1861. Marianne stiftete daraufhin zwei Jahre später die erste evangelische Kirche im Rheingau und zog sich in den Glauben und ihre caritativen Tätigkeiten zurück. 1873 übergab sie schließlich Schloss Kamenz ihrem Sohn Albrecht. Hochverehrt von der dortigen Bevölkerung starb sie 1883 in Reinhartshausen, wo sie auch bestattet wurde.
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