Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg. Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg stellte eine beispiellose Tragödie dar und kostete in sechs Jahren mehr als 60 Millionen Menschen das Leben. Die Überlebenden erlitten vielfach Verwundungen an Leib und Seele, erlebten Gewalt, litten Hunger oder wurden heimatlos. Tapfer bemühten sich viele dennoch darum, eine Art von Alltag aufrecht zu erhalten, gab es kleine Momente des Glücks, wurden Kinder geboren und Feste gefeiert – erlebten viele neben dem Grauen auch Menschlichkeit.
Die Menschen, die diese Zeiten miterlebt haben, die von den – in vielen Familien bis heute nachwirkenden – Erlebnissen aus Kriegszeiten erzählen und aus erster Hand berichten können, wie sehr der Krieg das Leben jedes Einzelnen geprägt hat, werden immer weniger. Was bleibt sind neben den Geschichtsbüchern, persönliche Aufzeichnungen, Dokumente Alltags- und Erinnerungsstücke aus dieser Zeit. Diese gilt es für die nachkommenden Generationen zu bewahren. Sofern dies nicht innerhalb der Familien geschieht, fällt diese Aufgabe unter anderem auch den Museen zu, die sich neben der in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeit auch des Sammelns, Bewahrens und Forschens annehmen. Die Sammlung ist das Herzstück eines Museums, doch erst ihre umfassende Erschließung, die intensive Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Objekt und dessen Einordnung in den historischen und sammlungsrelevanten Kontext verleiht den Stücken einen Wert, entlockt ihnen ihre Geschichten und macht aus einem einfachen Gegenstand ein interessantes Exponat.
In den nächsten Wochen und Monaten möchten wir uns den stummen Zeugen in den Museumssammlungen widmen und unser Museumsdepot auf Objekte, Dokumente und Konvolute zum Leben während des Zweiten Weltkrieges durchforsten. Dabei wollen wir die Zusammenhänge zu den historischen Geschehnissen herstellen und vor allem die individuellen Lebensgeschichten hinter den Exponaten ergründen. In diesem Blog werden wir unsere Ergebnisse präsentieren. So gewinnt die Sammlung doppelt an Wert, da sie intern intensiver erschlossen und extern sichtbarer wird.
Vor allem aber hoffen wir, dass diese exemplarischen Geschichten die Erinnerung wach halten, zum nachdenken anregen und dazu beitragen werden, sich mit diesem Kapitel der jüngsten Geschichte auseinander zu setzen, in den eigenen Familienbiographien zu forschen, andere Perspektiven wahrzunehmen und ins Gespräch zu kommen.