„Paul Aust – Das Riesengebirge als Heilmittel für alles“ war der Titel einer Ausstellung im Städtischen Museum „Dom Gerharta Hauptmanna“, der ersten monografischen Ausstellung in der Nachkriegsgeschichte des Riesengebirges, die vollständig dem Werk von Paul Aust gewidmet war. Mit Heilmitteln kannte der am 22. August 1866 in Bad Reinerz geborene Paul Aust sich aus. Denn der aus einer vermögenden und in Kreisen der örtlichen Gemeinschaft angesehenen Familie stammende Aust nahm zunächst an der Universität München ein Studium der Naturwissenschaften auf, studierte dort Chemie und Physik und in Erlangen Mineralogie und Botanik. Das Studium schloss er mit der Promotion ab. Er heiratete 1895 und ließ sich mit der ein Jahr jüngeren Maria Kappelt wahrscheinlich in Heidersdorf (Kreis Reichenbach) nieder, wo 1900 die Zwillingstöchter Irmingard und Brigitte zur Welt kamen. Bald darauf zog die Familie nach Ostritz, einer kleinen Stadt in der Nähe von Görlitz, wo Aust eine Apotheke kaufte, die er sechs Jahre führte.
1907 beschloss Aust sein bisheriges Leben zu verändern und zog mit der Familie nach Dresden, wo er ein Studium an der dortigen Hochschule für Bildende Künste aufnahm. Es war ein sehr mutiger Schritt, da er bereits 41 Jahre alt war und eine Frau und zwei Töchter hatte, für die er aufkommen musste. Der zielbewusste Student besuchte gewissenhaft den Unterricht, lernte eifrig und beurteilte selbstkritisch seine eigenen Fortschritte, was schon bald zum Erfolg und einer hohen Qualität seiner Arbeiten führte. An der Dresdener Akademie lernte er die Ätztechnik kennen, der er sich sein Leben lang meisterhaft bediente, um seine geliebten Berge darzustellen.
Nach drei Jahren schloss Aust das Studium in Dresden ab und begab sich auf die Suche nach einem neuen Lebensmittelpunkt: Seine Wahl fiel auf das Riesengebirge. Als Apotheker hatte er wohl einige Tausend Rezepte eingelöst, die vielen Menschen geholfen haben. Das beste Rezept für sein Leben hat er sich im Jahre 1910 selbst ausgestellt, als er ein Haus an der Warmbrunner Straße 14 (heute: ul. Cieplicka 124) in Hermsdorf kaufte. Das „Riesengebirge als Heilmittel für alles“ veränderte sein Leben und das seiner Familie. Seinen Seelenfrieden und seine schöpferische Erfüllung fand er inmitten der geliebten Berge: Deren Schönheit dosierte er wie ein Arzneimittel und verewigte sie in seinen Arbeiten.
Die Werke von Aust, vor allem seine Grafiken und Zeichnungen, stechen durch einen ausgezeichneten Strich, ein Gefühl für Licht und Schatten hervor, aber vor allem geben sie die Stimmung der dargestellten Landschaft und des Künstlers wieder. Die farbigen Pastellbilder und Buntstiftzeichnungen ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich und führen ihn in die Zauberwelt der Iserwiesen, der Berghütten oder der Sudetendörfer. Sie faszinierten zu Lebenszeiten des Künstlers und faszinieren noch 100 Jahr später.
Dieser Blogbeitrag ist ein Gastbeitrag aus dem Städtischen Museum „Dom Gerharta Hauptmanna in Agnetendorf Das Bildmaterial entstammt der Sammlung des Museums. Mehr zum Museum und seinen Ausstellungen unter: https://muzeum-dgh.pl/
Autoren: Karolina Matusewicz-Górniak und Cezary Romaczyk