„Es war, als hätt der Himmel, die Erde still geküsst…“ – „Mondnacht“ und andere Gedichte Eichendorffs klein und handlich auf ein Format von ca. 6 x 9 cm gebracht. Die Kompaktheit dieses im Hyperion Verlag erschienen Büchleins, das auf den ersten Blick so puppenstubenhaft wirkt, ist darauf zurückzuführen, das es sich um eine Feldpostausgabe handelt. Der Verlag gab seine Miniaturbuchreihe ab ca. 1940 broschiert als Feldpostausgabe heraus. Insgesamt hat der Verlag in dieser Reihe 29 Titel veröffentlicht. Neben Eichendorff waren darunter auch andere Klassiker : Gedichte von Eduard Mörike und Gottfried Keller oder Goethes Faust, aber auch Märchen der Gebrüder Grimm oder Nietzsches „Zum Problem der Wahrheit“.
Das abgebildete Exemplar, dem Eintrag auf dem Innentitel zufolge ursprünglich einem aus Breslau stammenden jungen Mann gehörig, wurde nachträglich fest gebunden. Es ist davon auszugehen, dass es für den Besitzer so bedeutsam war, dass ihm an einem langfristigen Erhalt gelegen war. Da das Büchlein in Antiqua-Schrift gedruckt ist und nicht wie beim Hyperion Verlag ursprünglich üblich in Fraktur, ist davon auszugehen, dass es um 1942 gedruckt wurde. Im Jahr 1941 hatte Adolf Hitler die Antiqua-Schrift als Normal-Schrift eingeführt, in der ab diesem Zeitpunkt alle Druckwerke herzustellen waren, folglich auch die Feldpostausgaben.
Aber nicht nur der Hyperion Verlag legte Feldpost-Ausgaben auf. Bald nach Kriegsausbruch entstand ein ganz neuer Buchmarkt. Auch der Bertelsmann Verlag brachte mit den Feldpostheften und der Kleinen Feldpost-Reihe gleich zweierlei Formate heraus. Die Feldposthefte umfassten einschließlich Umschlag nur 32 Seiten und waren aus sehr dünnem Papier. Die doppelt so umfassende Kleine Feldpost-Reihe hatte einen kartonierten Umschlag und ein etwas größeres Format, ähnelte ansonsten aber den Feldpostheften.
Die im Zuge der „Sonderaktion Feldpost“, die Mitte 1942 vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gestartet wurde, gedruckten Exemplare, waren mit einem entsprechenden Aufdruck zu kennzeichnen. Die Herstellung dieser für die Truppe ausgesuchten Werke waren mit einer zusätzlichen Papierzuteilung verbunden.
Die Herausforderung der Verlage bestand allerdings darin, dass die Bücher ein Gewicht von 100 Gramm – die geltende Gewichtsgrenze für Feldpostsendungen – nicht überschreiten sollten, weshalb sich kleinformatige, broschierte Hefte besonders gut eigneten. Manche Verlage brachten auch Ausgaben heraus, auf deren Umschlag sie statt eines Titelbildes ein Feld für die Feldpostadresse aufdruckten. Mit einer Lasche konnte das Buch verschlossen und so direkt verschickt werden.
Vom Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion erfolgte 1944 die Anweisung einer Auftragsverlagerung in die besetzten Gebiete. Ausdrücklich wurden die Niederlande genannt, mit dem Hinweis, dass hier Produktionskapazitäten vorhanden seien. Die Druckaufträge sollten aber vor allem dorthin vergeben werden, weil die männliche Bevölkerung im Reich für den Frontdienst gebraucht wurde. Bertelsmann hatte bereits 1942 begonnen große Teile der Druckaufträge während des Krieges in die Niederlande zu vergeben u a. an „N. V. Provinciale Geldersche en Nijmeegsche Courant“ in Nijmegen, wie einige Feldpostausgaben zeigen.