VEREIN
Träger des Hauses ist der gemeinnützige Verein HAUS SCHLESIEN – Deutsches Kultur- und Bildungszentrum e.V. – abgekürzt: HAUS SCHLESIEN. Oberstes Organ ist die Mitgliederversammlung, die mindestens einmal jährlich zusammentritt und mit der Satzung auch die Ziele des Vereins bestimmt. Sie wählt für jeweils drei Jahre den Vorstand, der den Verein ehrenamtlich leitet und regelmäßig tagt.
MITGLIEDSCHAFT
Auf den Mitgliedern ruht die Zukunft des Vereins, deshalb ist jeder, der an HAUS SCHLESIEN Gefallen findet, als Mitglied willkommen. Die Mitglieder unterstützen die Ziele und die Kulturarbeit des Vereins ideell durch anregende Mitwirkung, Vermittlung von Kulturgut, durch Besuch und Werbung und materiell durch ihre Beiträge und Spenden. Über die Aktivitäten des Vereins informiert vierteljährlich der „Brief aus dem HAUS SCHLESIEN“. Die Mitgliederbetreuung liegt in den Händen von Sabine Beringer (+49(0)2244 886 215 oder mitglieder@hausschlesien.de).
Satzung (PDF-Datei herunterladen)
Beitrittserklärung (PDF-Datei herunterladen)
Einzugsermächtigung (PDF-Datei herunterladen)
HAUS SCHLESIEN ist nach § 5 Absatz 1 Nr. 9 KStG durch den letzten Freistellungsbescheid des Finanzamts St. Augustin vom 06.01.2022 für die Förderung seiner steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecke von der Körperschaftssteuer befreit. Für Spenden und Mitgliedsbeiträge, die ihm dafür zugewendet werden, darf der Verein steuerliche Zuwendungsbestätigungen ausstellen.
Bankverbindung:
Volksbank Köln Bonn eG
IBAN DE68 3806 0186 2601 3180 19
BIC GENODED1BRS
VORSTAND
Der Vorstand setzt sich aktuell wie folgt zusammen:
1. Vizepräsident Adrian Sobek (Köln)
2. Vizepräsident Kristian Bielow (Leipzig)
Schatzmeister Ernst Kückels (Ratingen)
Vorstandsmitglied Karl-Heinz Nagel (Schifferstadt)
Vorstandsmitglied Nicola Remig (Bonn)
Ein Beisitzerposten ist momentan vakant.
Seit der Vereinsgründung haben sechs Präsidenten die Geschicke des Vereins gelenkt:
09.11.1973 – 22.07.1984
Dr. Wolfgang Schneider
(geb. 25. 09.1906 in Breslau, gest. 22.07.1984 in Bonn)
28.10.1984 – 09.10.1994
Dr. Klaus Ullmann
(geb. 07.04.1925 in Gleiwitz, gest. 12.10.1997 in Hirschberg).
09.10.1994 – 08.10.1995
Dr. Dieter Pohl
(geb. 01.03.1934 in Hirschberg, gest. 15.08.2020 in Köln)
03.03.1996 – 18.04.1999
Wilfried von Korn
(geb. 17.03.1926 in Rudelsdorf bei Groß Wartenberg/Niederschlesien)
18.04.1999 – 18.12.2013
Reinhard Blaschke
(geb. 15.09.1934 in Häslicht bei Jauer/Niederschlesien)
17.04.2016 – 22.09.2022
Prof. Dr. Michael Pietsch
(geb. 28.07.1958 in Kassel, gest. 22.09.2022 in Mainz)
ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG DES VEREINS HAUS SCHLESIEN
Aller Anfang ist schwer
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die aus Schlesien Geflohenen und Vertriebenen nicht nur Haus und Hof verloren, sondern ihr gesamtes soziales Umfeld. Heimattreffen und Heimatzeitungen halfen dabei, vertraute Personen wiederzufinden, doch fehlte ein zentraler Ort für alle Schlesier, an dem Traditionen gepflegt und Erinnerungen ausgetauscht werden konnten. Mit der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages und der damit einhergehenden De-Facto-Anerkennung der Oder-Neiße-Linie ging die Hoffnung auf eine Rückkehr endgültig verloren und zugleich wuchs das Bedürfnis nach einem „Stück Heimat im Westen“. Um ein solches zu schaffen, gründete ein knappes Dutzend Schlesier 1973 den gemeinnützigen Verein HAUS SCHLESIEN.
Bevor es an die konkrete Umsetzung ging, musste ausreichend Geld beschafft werden, um eine Immobilie erwerben zu können, die für die Erfüllung des Vereinszwecks geeignet war. Dies geschah durch Spendenaufrufe und die gezielte Ansprache bekannter Persönlichkeiten. Parallel dazu wurden ein Standort und die Aufgaben des künftigen HAUS SCHLESIEN diskutiert. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten mussten dabei gegenüber den Wunschvorstellungen abgewogen und viele Skeptiker überzeugt werden. Man entschied sich aufgrund der Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern und der zentralen Lage für einen Sitz nahe der Bundeshauptstadt Bonn. Im Jahr 1977 wurden Gespräche mit der Stadt Königswinter aufgenommen, die drei Objekte im Stadtgebiet Königswinter zur Auswahl stellte, darunter einen ehemaligen Fronhof in Heisterbacherrott. Im Juni 1978 erwarb der Verein HAUS SCHLESIEN diese vierflügelige Hofanlage mit dem 12.000 m² großen Grundstück für 350.000 DM.
Nachdem am 15. Oktober desselben Jahres mit einem kleinen Festakt die offizielle Übergabe erfolgt war, konnte losgelegt werden. Fortan war außen an der Fassade zu lesen: „HAUS SCHLESIEN im Siebengebirge – Fronhof im Wiederaufbau“. Viele tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden und mehrere Millionen Mark sind im Laufe der Jahrzehnte in das Anwesen investiert worden. Entsprechend stolz waren die Gründer und ihre Mitstreiter bei der offiziellen Eröffnung am 5. Juli 1981 auf das Erreichte. Doch bei aller Begeisterung über die Inbetriebnahme der Begegnungsstätte stand der Verein noch vor großen Herausforderungen.
Vom „Fronhof im Wiederaufbau“ zur Kultur- und Begegnungsstätte
Im Jahr 1982 wurde mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen, im Westteil mit den einstigen Stallungen entstanden im Erdgeschoss drei Veranstaltungs- und Ausstellungsräume, in der oberen Etage wurden weitere Gästezimmer mit Nasszellen eingerichtet. Die Arbeiten im Haus Riesengebirge – alle Häuser erhielten Namen schlesischer Landschaften – konnten Ende des Jahres 1984 abgeschlossen werden. Doch nicht nur für die Außenarbeiten und die Umbauten, sondern auch für die Einrichtung der Zimmer benötigte der Verein Geld. Zu diesem Zweck wurden Heimatkreisgemeinschaften angeschrieben und ihnen in Aussicht gestellt, ein Zimmer nach dem jeweiligen Heimatkreis zu benennen, wenn seitens der Heimatgruppe ausreichend Geld für die Ausstattung des Zimmers gespendet werde. Eine Idee, die auf viel positive Resonanz stieß. Die neuen Räumlichkeiten ermöglichten ab 1985 zum einen die Durchführung größere Veranstaltungen, es fanden darin Heimattreffen, private Feiern sowie selbstgeplante und durchgeführte Seminare und Ferienfreizeiten statt, zum anderen gab es endlich Raum, um die inzwischen ansehnliche Sammlung in Ausstellungen zu präsentieren. Im März 1985 konnte die erste große Sonderausstellung unter dem Titel „Schlesische Kostbarkeiten“ eröffnet werden. Es war die erste von mehr als 300 Sonderausstellungen, die im HAUS SCHLESIEN seitdem zu sehen waren.
Mit der Vollendung des dritten Bauabschnitts im Jahr 1988 erhielt das Schaufenster Schlesien in der ersten Etage erstmals einen eigenen Raum. Ergänzend zu den wechselnden wurde hier eine permanente Ausstellung eingerichtet. Im Erdgeschoss hielt mit der Eröffnung des Namslauer Braustübels „schlesische Gemütlichkeit“ Einzug. Das Geld zur Anschaffung der Stühle und Tische für die heimatlich anmutende Stube mit Kachelofen wurde von zahlreichen Einzelpersonen gespendet. Jeder Stifter erhielt „seinen“ Stuhl, der zum Dank für die Finanzierung mit seinem Namen versehen wurde.
Im gleichen Jahr wurde Richtfest im vierten Bauabschnitt, der einstigen Scheune, gefeiert. Für den Bau des im Obergeschoss geplanten Ausstellungssaales hatte das Bundesinnenministerium 1,9 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, die andere Hälfte der veranschlagten Kosten musste der Verein selbst aufbringen. Ab 1992 stand im Obergeschoss ein zweiter Ausstellungsraum zur Verfügung, in dem überwiegend schlesisches Kunsthandwerk präsentiert wurde. Im Erdgeschoss befanden sich ein großer Saal, der heutige Eichendorffsaal, und die Küche.
Die Entwicklung der Kultur- und Bildungsarbeit
Die in der Satzung festgeschriebene „Sammlung, Aufbewahrung und Ausstellung von schlesischem Kulturgut und Gegenständen der Landes- und Volkskunde“ entwickelte sich zu einem wichtigen „Standbein“ von HAUS SCHLESIEN. Die regelmäßigen Wechselausstellungen und die inzwischen umfangreiche Dauerausstellung zogen zahlreiche Besucher an. Spenden, Leihgaben und mit Bundesmitteln erworbene Objekte steigerten kontinuierlich die Attraktivität des Museums. Trotzdem wurde immer wieder um die Existenz des Museums und damit die Zukunft der ganzen Einrichtung gebangt.
Sehr kontrovers wurde in schlesischen Kreisen in den 1980er Jahren der Standort eines zukünftigen Schlesischen Landesmuseums diskutiert: Sollte eine bestehende Einrichtung ausgebaut werden oder eine neue im niedersächsischen Hildesheim, im Patenland der Schlesier, errichtet werden? Mitten in diese Diskussion hinein ergab sich durch die deutsche Wiedervereinigung die Chance, ein Schlesisches Landesmuseum in Schlesien einzurichten. Mitte der 1990er Jahre fiel der Entschluss, das Landesmuseum in Görlitz aufzubauen. HAUS SCHLESIEN musste zahlreiche mit Bundesmitteln erworbene Sammlungsstücke Anfang der 2000er Jahre an dieses Museum abgeben. Nach der Einstellung der institutionellen Förderung durch das Bundesinnenministerium im Jahr 1999 bewirkten massive Proteste seitens der Mitglieder, Freunde und Förderer und die überzeugende Arbeit des Hauses die Zusage einer soliden Projektförderung durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, was die Zukunft des Hauses langfristig sicherte. Gleichwohl wäre die Aufrechterhaltung des Betriebes ohne die Mitgliedsbeiträge, Spenden und Nachlässe der dem Haus verbundenen Menschen und Institutionen nicht möglich.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konnte endlich die in der Satzung festgeschriebene „Pflege von Beziehungen zu den Nachbarn Deutschlands“ auch in Bezug auf Polen und die Tschechien umgesetzt werden. Schlesien rückte nach 45 Jahren endlich wieder näher, was HAUS SCHLESIEN neue Möglichkeiten und Herausforderungen bot. Schon früh wurden erste Kontakte zu musealen Einrichtungen und Kulturinstitutionen in Schlesien geknüpft, sodass bereits 1992 eine erste Gastausstellung im Bezirksmuseum in Hirschberg/Jelenia Góra präsentiert wurde. Es folgten Ausstellungen in Breslau und nach und nach in immer mehr schlesischen Städten. Eine dauerhafte Präsenz in Schlesien ergab sich im Jahr 2000 durch die Kooperation mit der Fundacja Lubiąż. Im größten und ältesten Zisterzienserkloster in Schlesien, dem an der Oder gelegenen Kloster Leubus, ist HAUS SCHLESIEN seit dieser Zeit mit Ausstellungen präsent. Zudem sind seit der EU-Osterweiterung 2004 zahlreiche Wanderausstellungen in Zusammenarbeit mit polnischen Partnern gemeinsam konzipiert und umgesetzt worden.
Mitte der 1990er Jahre erfolgte die Kontaktaufnahme zu schlesischen Universitäten und Hochschulen, aus denen die Schlesischen Begegnungen entstanden sind. Eine erste Gruppe aus dem tschechischen Troppau besuchte 1996 HAUS SCHLESIEN. Inzwischen sind bereits mehr als 200 polnische und tschechische Studentengruppen im Haus zu Gast gewesen.
Aus der Idee einiger Schlesier heraus hat sich in fünf Jahrzehnten eine Kultur- und Begegnungsstätte entwickelt, die weit über die regionalen und nationalen Grenzen hinaus bekannt und geschätzt ist. HAUS SCHLESIEN ist heute ein Ort lebendiger Erinnerungskultur für Schlesier und Nicht-Schlesier aller Generationen und Nationalitäten, der einen fundierten Beitrag zur Erhaltung, Dokumentation, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der mitteleuropäischen Region Schlesien leistet.
Unser Audioguide erzählt noch mehr über Haus, Hof und Park.